Als Donald Trump vor vier Jahren zur US-Präsidentenwahl antrat, wurde er von einer losen Gruppe von Beratern unterstützt, die zeitweise einen chaotischen Eindruck hinterliess mit Machtkämpfen, Medienlecks und Entlassungen. Dieses Mal läuft es anders, wie die Nachrichtenagentur Reuters durch Gespräche mit mehr als einem Dutzend Personen aus dem Umfeld seines Wahlkampfteams erfuhr. Ein innerer Kreis von etwa sechs engen Beratern zeigt sich demnach unerschütterlich loyal, arbeitet diszipliniert und hält sich grösstenteils im Hintergrund. Der Demokrat Joe Biden werde es mit einem erstklassigen Trump-Wahlkampfteam zu tun haben, sagt der republikanische Berater Scott Reed. «Die meisten Mitläufer wurden aus dem Weg geräumt.»

Nach der Urwahl in Iowa standen zwei der wichtigsten Mitglieder des neuen Kreises für einen flüchtigen Moment im Rampenlicht: Der ehemalige Marineinfanterist Chris LaCivita und Susie Wiles, die bereits 1980 für Ronald Reagan Wahlkampf machte. «Sie wollen keinen Ruhm, sie wollen nur den Sieg und sie wollen Amerika wieder gross machen», sagte Trump an die beiden gewandt, die hinter ihm auf der Bühne standen. «Sie wollen keine Reden halten, sie wollen keine Fotos machen, sie wollen einfach nur ihre Arbeit tun, richtig?» Beide treten gegenüber den Medien unterschiedlich auf: LaCivita zeigt sich gesprächig, Wiles zurückgezogener mit knappen Antworten.

«Er steht oben»

«Die meisten Leute wissen nicht, wer Susie Wiles ist. Die meisten Leute wissen nicht, wer Chris LaCivita ist. Das ist nicht schlecht», sagt Corey Lewandowski, ein Wahlkampfberater für Trump 2016. «Sie machen jeden Tag ihre Arbeit.» Dann gebe es noch den Mann, dessen Name auf dem Rumpf des Flugzeugs prangere: «Das ist Donald Trump, und so mag er es.» Tatsächlich gilt weiter, dass der Geschäftsmann unabhängig von seinen Beratern agiert und unabgesprochene Bemerkungen von sich gibt, die bei gemässigten Wählern nicht gut ankommen. LaCivita bestätigte im Gespräch mit Reuters die Hierarchie: «Es besteht keine Verwirrung bezüglich der Befehlskette», sagte der Veteran, der im Golfkrieg 1991 verwundet wurde. «Er steht oben.»

Einem Insider zufolge arbeiten insgesamt etwa drei Dutzend Mitarbeiter des Wahlkampfteams in einem unauffälligen Gebäude in Palm Springs unweit von Trumps Wohnsitz Mar-a-Lago. Der innere Kreis trifft sich demnach jeden Morgen um 09.00 Uhr für die Planung und um Probleme zu diskutieren. Wichtig sei, dass jeder angehört werde, um Machtkämpfe zu vermeiden. «Wir bestehen darauf, dass wir keine Sitzung verlassen, bis alle an einem Strang ziehen.» Den Angaben zufolge ist es Wiles, die dann etwaige Probleme mit Trump bespricht, den sie mehrmals die Woche treffen. Wiles und LaCivita geben demnach immer übereinstimmende Empfehlungen an ihren Kandidaten.

Wiles ist den Insidern zufolge auch für die Finanzen und Reisen zuständig. Der Umgang mit den Medien liegt demnach bei Jason Miller und Steven Cheung, der als Kommunikationschef bei der Ultimate Fighting Championship (UFC) - ein Veranstalter der Kampfsportart Mixed-Martial-Arts - tätig war. Dan Scavino kümmert sich um die sozialen Medien. Weiter zum inneren Kreis gehört Brian Jack, der während Trumps erster Amtszeit eine leitende Funktion im Weissen Haus innehatte. Er ist für die meisten Kontakte zu anderen Politikern zuständig. Darüber hinaus versuche man gar nicht, Trump von seiner Angewohnheit abzubringen, sich Rat von vielen verschiedenen Menschen einzuholen, sagt LaCivita Reuters. «Aber was wir von unserer Struktur her schon haben ist eine enge Gruppe.»

(Reuters)