Am Freitag verkündete US-Präsident Donald Trump einen pauschalen Zollsatz von 50 Prozent auf Einfuhren aus der EU. Die Ankündigung folgte demselben Muster wie frühere Ad-Hoc-Zolldrohungen: Sie kam aus heiterem Himmel - und es wurde offengelassen, welche Waren davon betroffen sind und ab wann die Zölle gelten.
Natürlich reagierte der Markt umgehend. Aber im Gegensatz zu den Folgetagen nach dem «Liberation Day» am 2. April blieben die Abschläge bei Aktien überschaubar. Auch der Bondmarkt blieb einigermassen ruhig. Es ist offensichtlich: Trumps Drohungen werden nicht mehr für bare Münze genommen. Die Relativierung kommt jeweils auf dem Fuss - im jüngsten EU-Feuerwerkchen schon am Sonntag. Nicht vergessen hat der Markt auch die Niederlage, die er im Zoll-Kräftemessen gegen China erlitt.
Es wäre zu kurz gegriffen, diese Mechanismen bloss mit Abnützungs- und Gewöhnungsrhetorik zu erklären. Es steckt viel mehr dahinter. Die Hauptsorge des Marktes gilt nun einem anderen Dossier. Den geplanten Steuererleichterung in den USA und der US-Staatsverschuldung.
Letzte Woche billigte das US-Repräsentantenhaus die «Big Beautiful Bill» - ein zentrales Wahlversprechen Trumps, welches Steuererleichterungen in der Höhe von 4,5 Billionen Dollar vorsieht. Damit würde der über 36 Billionen hohe Schuldenberg der USA weiter anwachsen. Nur ein paar Tage zuvor hatte die Ratingagentur Moody’s den USA die Top-Bonität entzogen und warnte vor dem Anstieg der US-Staatsschulden.
Kein Wunder, drücken Trader wieder den «Sell America»-Knopf. Der Dollar fällt wieder, die Rendite der 30-jährigen Staatsanleihen ist auf den höchsten Stand seit rund zwei Jahrzehnten. Die Nachfrage nach neuen 20-jährigen US-Staatsanleihen letzte Woche war schwach.
In den USA wird bereits von einem Liz-Truss-Moment im Zeitlupentempo gesprochen. Die Kurzzeit-Premierministerin aus Grossbritannien wollte im Herbst 2022 umfangreiche Steuererleichterungen durchdrücken. Der Bondmarkt reagierte mit einem massiven Ausverkauf von britischen Staatsanleihen, das britische Pfund sackte gnadenlos ab. Truss musste nach wenigen Wochen zurücktreten.
Es ist nicht sicher, ob Trump die Signale des US-Bondmarktes wahrnimmt. Doch falls es irgendwann in den nächsten Monaten an den Märkten wieder kracht: Dann wissen Sie den möglichen Grund.