Anfang kommenden Jahres reise eine Delegation nach Deutschland, berichtete die "Financial Times" am Freitag unter Berufung auf Insider. Dabei gehe es um staatliche Unterstützung sowie die Frage, ob die Kapazitäten der örtlichen Lieferkette ausreichten, um die Bedürfnisse des Werks zu decken. TSMC erklärte zu dem Bericht, dass keine Möglichkeit ausgeschlossen werde, es aber derzeit keine konkreten Pläne gebe. Weitere Details wurden nicht genannt.
Ein Sprecher der sächsischen Staatskanzlei verwies darauf, dass Sachsen mit dem Grossraum Dresden der größte Mikroelektronik-Standort in Europa sei. "Wir sind immer in Gesprächen mit den führenden Unternehmen der Branche und freuen uns über Interesse an weiteren Aktivitäten in unserer Region", teilte der mit. Die Investitionsentscheidungen würden jedoch unmittelbar durch die Unternehmen getroffen. "In diesem Sinne begleitet der Freistaat Sachsen diese Unternehmen mit dem Ziel, den Hochtechnologiestandort Silicon Saxony weiter zu stärken."
In den Gesprächen mit den Zulieferern geht es dem FT-Bericht zufolge um die Frage, ob diese die nötigen Investitionen stemmen könnten. Sollte das Werk in Dresden gebaut werden, sollen Chips mit einer Grösse von 22 bis 28 Nanometern gefertigt werden - das ist das Format, das etwa bei Autobauern benötigt wird. Infineon-Chef Jochen Hanebeck hatte sich zuletzt im Reuters-Interview für den Bau weiterer Chipfabriken von Auftragsfertigern in Europa ausgesprochen und dabei gesagt, es gehe um Chips in der Grössenordnung von bis zu 28 Nanometern. Der Münchner Chipkonzern hat angekündigt, eine Fabrik für fünf Milliarden Euro in Dresden zu bauen.
Insidern zufolge soll es bereits Gespräche zwischen TSMC und Dresden über die Errichtung des Werks in der sächsischen Landeshauptstadt gegeben haben. Im November war zudem die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner, in Taiwan. In den Gesprächen mit der Regierung in Taipeh sei es unter anderem um die Chipproduktion und explizit auch um TSMC gegangen, so Insider. Medienberichten zufolge will zudem Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im Frühjahr nach Taiwan reisen - das wäre der erste Besuch eines deutschen Regierungsmitglieds seit rund einem Vierteljahrhundert. Die taiwanische Regierung hat die Expansionspläne von TSMC zur Chefsache erklärt.
TSMC ist der weltweit grösste Auftragsfertiger und beliefert unter anderem Apple. Unter dem Eindruck der Lieferketten-Probleme durch die Pandemie und der anhaltenden Spannungen zwischen Taiwan und China fördern Industrienationen die Halbleiter-Produktion im eigenen Land. So will die EU mit dem 45 Milliarden Euro schweren "Chips Act" den Marktanteil am weltweiten Chip-Markt bis 2030 verdoppeln. Die USA nehmen für ein ähnliches Programm knapp 53 Milliarden Dollar in die Hand. Auch Japan und Südkorea kündigten Förderprogramme an.
In Japan erwägt TSMC einem Parlamentarier zufolge ebenfalls den Bau einer weiteren Fabrik. Yoshihiro Seki, in der Regierungspartei zuständig für Chipfabriken, forderte die japanische Regierung auf, für ein günstiges Investitionsumfeld zu sorgen. TSMC erklärte dazu, keine Möglichkeit für Japan auszuschliessen, es gebe derzeit aber keine konkreten Pläne. Das Unternehmen baut derzeit eine Chipfabrik im Süden Japans, die Anfang 2024 in Betrieb gehen soll. Dazu kommen weitere 40 Milliarden Dollar Investitionen in eine Anlage im US-Bundesstaat Arizona.
(Reuters)