Klar, die Federal Reserve hat nichts zu tun mit der Credit Suisse. Das eine ist eine Notenbank, das andere eine Geschäftsbank. Die Fed hat auch die operativen und strategischen Fehler, die bei der Credit Suisse in den letzten Jahren passiert sind, nicht zu verantworten.

Dennoch sehen Marktteilnehmer eine Mitschuld der Fed am derzeitigen Chaos bei der Schweizer Bank - indirekt. Denn laut Komal Sri-Kumar, Vorsitzender bei Sri-Kumar Global Strategies und ein alt-bewährter Kritiker der US-Notenbank, zeigen die Turbulenzen bei der Credit Suisse “die reale Gefahr, dass die Inflation so lange falsch berechnet worden ist."

Die Fed versuche nun ihre Versäumnisse beim Erkennen der Inflationsgefahren im letzten Jahr damit auszugleichen, dass "nun alles in Eile" erledigt werden müsse, sagte Sri-Kumar bei CNBC. Sprich: Mit ihren aggressiven Zinserhöhungen verursacht die Fed Marktturbulenzen und gefährdet Marktakteure, die wegen ihres Zustandes ohnehin schon verletzungsanfällig sind.

Fed: Leitzins-Erhöhungen im Eiltempo

Wegen der hohen Inflation treibt Fed den Leitzins im Eiltempo nach oben. Vorletzte Woche erhöhte die Notenbank rund um den Vorsitzenden Jerome Powell die Leitzinsen zum dritten Mal in Folge ungewöhnlich kräftig um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent. An den Börsen wird bereits auf einen weiteren Mega-Zinsschritt im November spekuliert.

Die Versuche der Fed, die Inflation zu kontrollieren, seien für die Märkte weltweit gefährlich und berge ein enormes Risiko für das globale System, so Sri-Kumar weiter.

Für John Vail, globaler Chefstratege bei Nikko Asset Management, haben die Verwerfungen bei der Credit Suisse auch ihr Gutes. Sie könnten auf eine eventuelle Richtungsänderung der Fed hindeuten, wie er bei CNBC sagte. "Der Silberstreif am Ende dieses Zeitraums ist die Tatsache, dass die Zentralbanken wahrscheinlich irgendwann nachgeben werden, wenn sowohl die Inflation sinkt wie sich auch die Finanzbedingungen dramatisch verschlechtern".

Allerdings wird dies nach Ansicht von Vail nicht von heute auf morgen passieren. "Ich glaube nicht, dass es das Ende der Welt sein wird, aber es könnte für das nächste Quartal oder so noch beängstigend werden", sagte er.