Die türkische Lira ist am Donnerstag auf weitere Tiefststände zum US-Dollar und zum Euro gefallen. So stieg der Dollar im Gegenzug auf einen Rekordstand von 23,4 Lira und der Euro auf gut 26 Lira. Am Vortag hatte die Lira zum Dollar bereits den stärksten Tageseinbruch seit einem Jahr verzeichnet. Am Donnerstag blieb ein erneuter Einbruch aus.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass die türkische Regierung wieder ihre Dollar-Verkäufe aufgenommen habe, um die Lira zu stützen. Sie verwies auf nicht genannte Quellen. Die Lira war zuvor stark gefallen. Eigentlich sollten die Dollar-Verkäufe eingestellt werden. Die Entscheidung hatte jedoch merklichen Druck auf die Lira ausgelöst.

Die Türkei steckt in einer Krise und kämpft mit hoher Inflation, die im vergangenen Jahr zeitweise bei mehr als 85 Prozent lag. Als ein Grund dafür gilt, dass die Zentralbank den Leitzins nicht gemäss der ökonomischen Lehre angehoben, sondern auf Wunsch des türkischen Präsidenten Recep Erdogan gesenkt hat.

Die türkische Lira, die angesichts von Erdogans Wirtschafts- und Währungspolitik bereits deutlich an Wert verloren hat, ist seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar um rund 20 Prozent abgebröckelt. Auch 2021 und 2022 stürzte sie um 44 beziehungsweise 30 Prozent ab. Die schwache Landeswährung macht Importe, auf die das rohstoffarme Land angewiesen ist, merklich teurer.

Gemäss den Währungsstrategen von Goldman Sachs dürfte die Talfahrt der türkischen Lira noch nicht beendet sein. Die Analysten haben kürzlich die Prognose für das Währungspaar US-Dollar zur türkischen Lira nach oben korrigiert und verwiesen dabei auf den erhöhten Druck auf die Währung. Laut einem Bericht von Anfang Juni geht die Bank davon aus, dass sich die Lira innert zwölf Monaten auf 28 pro Dollar abwerten wird, verglichen mit einer früheren Prognose von 22 türkischen Lira pro Dollar.

(AWP/Reuters)