Am Jahresende dürfte die Teuerungsrate bei 58,0 Prozent liegen, sagte die neue Gouverneurin Hafize Gaye Erkan am Donnerstag auf ihrer ersten Pressekonferenz. Vor drei Monaten waren die Währungshüter von 22,3 Prozent ausgegangen. Für Ende 2024 wurde die Prognose von 8,8 auf 33 Prozent angehoben. Bis Ende 2025 soll die Inflationsrate auf 15 Prozent gesenkt werden - auch mit Hilfe von weiteren Zinserhöhungen.

"Solange sich die Inflationsaussichten nicht deutlich verbessert haben, werden wir die Geldpolitik bei Bedarf schrittweise straffen", sagte Erkan, eine ehemalige Wall-Street-Bankerin, die am 9. Juni zur Zentralbankchefin ernannt wurde. Sie machte die Lira-Schwäche mitverantwortlich für die notwendige Korrektur der Inflationserwartungen. Der schwache Wechselkurs treibe die Importpreise in die Höhe.

Die Zentralbank hat ihren Leitzins in den beiden ersten Sitzungen unter der Führung von Erkan zweimal angehoben - von 8,5 auf aktuell 17,5 Prozent. Die Finanzmärkte hatten allerdings mit einer viel stärkeren Straffung der Geldpolitik gerechnet.

Die Lira hat allein in diesem Jahr bisher mehr als 30 Prozent an Wert zum Dollar verloren. Ökonomen gehen davon aus, dass der Leitzins bis zum Jahresende weiter auf 25 Prozent steigt. Sie warnen davor, dass der Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Zentralbank den Spielraum für eine Straffung der Politik begrenzt. Erdogan bezeichnet sich selbst gern als Zinsfeind und will mit billigem Geld die Konjunktur anschieben. Er änderte nach seiner Wiederwahl seine Politik, was zu den Zinserhöhungen führte und der Zentralbank half, ihre Devisenreserven wieder aufzubauen, die sie in den Vorjahren zur Stützung der Lira verwendet hatte.

(Reuters)