Volkswirte hatten den Schritt überwiegend erwartet. Zuletzt hatte die Notenbank im Februar an der Zinsschraube gedreht. Damals hatte sie den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte reduziert und dies mit dem Erdbeben im Südosten des Landes begründet.

In der Mitteilung der Notenbank zur Zinsentscheidung heisst es, dass derzeit die Auswirkungen des Erdbebens auf die Konjunktur des Landes ausgewertet würden. Die Folgen des Bebens werden die Wirtschaftstätigkeit demnach kurzfristig beeinträchtigen. "Es wird erwartet, dass es mittelfristig keine dauerhaften Auswirkungen auf die Leistung der türkischen Wirtschaft haben wird", hiess es weiter. Anfang Februar hatte eine verheerende Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet zahlreiche Todesopfer gefordert.

Davor hatte die türkische Notenbank den Leitzins im vergangenen Jahr trotz einer hohen Inflation mehrfach gesenkt. Die Inflationsrate lag zuletzt im März bei gut 50 Prozent, nachdem sie im vergangenen Herbst zeitweise bis auf etwa 85 Prozent gestiegen war. Eigentlich wären nach ökonomischer Lehrmeinung deutliche Zinserhöhungen angesagt, um die wirtschaftliche Aktivität abzukühlen und die Teuerung so in den Griff zu bekommen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und Druck auf die Notenbank ausgeübt.

Am Devisenmarkt reagierte die Türkische Lira kaum auf die Zinsentscheidung. Aufgrund der zahlreichen Kapitalkontrollen gibt es im täglichen Handel mit dem US-Dollar oder dem Euro nur noch wenig Kursbewegung.

(AWP)