Die türkischen Notenbanker senkten den Satz am Donnerstag von 39,5 Prozent auf 38,0 Prozent. Die meisten von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang auf 38,5 Prozent gerechnet. Die Inflationserwartungen und das Preisverhalten zeigten «Anzeichen einer Verbesserung», teilte der geldpolitische Ausschuss mit. Dies gelte, obwohl sie weiterhin Risiken für den Prozess der Inflationsbekämpfung darstellten.
Die jüngsten Konjunkturdaten stützen die Entscheidung der Währungshüter. Die Verbraucherpreise waren im November um 31,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das lag unter den Erwartungen von Ökonomen, wozu sinkende Lebensmittelpreise beitrugen.
Laut einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen dürfte die Zentralbank die Zinsen auch im kommenden Jahr weiter senken. Bis Ende 2026 wird ein Leitzins von 28 Prozent erwartet. Die Notenbank hat sich zum Ziel gesetzt, die Inflation bis Ende kommenden Jahres auf 16 Prozent zu drücken. An den Finanzmärkten wird dies jedoch mit Skepsis gesehen. Ein wichtiger Faktor für die künftige Preis- und Zinsentwicklung sind die anstehenden Verhandlungen über den Mindestlohn. Eine Kommission aus Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern will am Freitag die Gespräche darüber aufnehmen.
Die Zentralbank hatte Mitte 2023 eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen. Zuvor hatte sie jahrelang eine unorthodoxe Niedrigzinspolitik verfolgt, auch auf Druck von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Dies hatte die Inflation in die Höhe getrieben und zu einem Absturz der Landeswährung geführt. Die folgende Straffung der Geldpolitik trug dazu bei, die Währungsreserven wieder aufzufüllen und ausländische Investoren zurückzugewinnen. Nun wird der Zins schrittweise gesenkt.
(Reuters)
