Die frühere Finanzmanagerin, die mit mehreren Zinserhöhungen eine Kehrtwende in der Geldpolitik eingeleitet hatte, nannte persönliche Gründe für ihren Rücktritt. Sie wolle ihre Familie vor Rufschädigung schützen, erklärte Erkan am Freitag. Finanzminister Mehmet Simsek teilte mit, es handle sich um Erkans eigene Entscheidung. Die Wirtschaftspolitik werde ohne Unterbrechung fortgesetzt, erklärten Simsek und der türkische Vizepräsident Cevdet Yilmaz in ähnlich lautenden Mitteilungen. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge gilt Zentralbank-Vizechef Fatih Karahan als möglicher Nachfolger Erkans.

Seit Erkans Amtsübernahme im Juni 2023 war die Zentralbank von einer ultralockeren Geldpolitik auf einen scharfen Straffungskurs umgeschwenkt. Sie hatte den Leitzins in mehreren Schritten auf 45 Prozent von seinerzeit 8,5 Prozent erhöht. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der sich als «Zinsfeind» bezeichnet hat, hatte Erkan selbst ernannt. Sie hatte nach Studienabschlüssen in den USA Karriere an der Wall Street und in Führungsetagen von US-Finanzunternehmen gemacht und war die erste Frau an der Spitze der türkischen Notenbank. Diese hat in den vergangenen Jahren mehrere Führungswechsel erlebt.

Vor Erkan hatte die Zentralbank auf Erdogans Geheiss mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben wollen. Als Folge hatte die Landeswährung Lira drastisch abgewertet, was wiederum das Inflationsproblem verschärfte. Die Türkei muss viele Waren und Rohstoffe aus dem Ausland importieren, die durch die schwache Lira immer teurer wurden. Vor wenigen Tagen hatte die Zentralbank erklärt, der Leitzins solle auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben, bis ein signifikanter Rückgang von Teuerung und Inflationserwartungen erreicht werde.

(Reuters)