Über lange Wochen hinweg war es ruhig um den Backwarenhersteller Aryzta. Doch nun folgt eine Erfolgsmeldung nach der anderen. Erst sickerte in den Medien durch, dass sich mit der Familie Jacobs (cash berichtete) und dem Stadler-Rail-Rail-Patron Peter Spuhler zwei genauso bekannte wie auch finanzkräftige Investoren ins Aktionariat eingekauft haben. Dann meldete das Unternehmen am späten Freitag den Verkauf des Nordamerikageschäfts für (hohe) 850 Millionen Dollar.

Am Montagmorgen nun wartet der Backwarenhersteller nun auch noch mit einem deutlich besser als erwartet ausgefallenen Halbjahresergebnis auf. Während sich der Umsatz mit 1,29 Milliarden Euro nur im Rahmen der Analystenschätzungen bewegt, liegt der operative Gewinn mit 124,8 Millionen Euro deutlich darüber. Experten hatten durchschnittlich mit einem operativen Halbjahresgewinn in Höhe von 99,5 Millionen Euro gerechnet.

Verkauf des Nordamerikageschäfts bedeutender als der Zahlenkranz

Einen kleinen Haken hat das Ganze allerdings, wie die UBS in einem Kommentar festhält. Aus Sicht der Grossbank ist fast ausschliesslich das Nordamerikageschäft für die erfreuliche Gewinnüberraschung verantwortlich. Dieses werde ja nun aber verkauft, so die UBS.

Flops und Tops der Woche: Schweizer Zykliker-Aktien bei Höchstkursen

Das starke Abschneiden in Nordamerika würde auch den guten Verkaufspreis für die Geschäftsaktivitäten erklären. Die UBS misst letzterem denn auch ein ungleich grösseres Gewicht als dem Halbjahresergebnis bei. Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes geht die Grossbank bei den künftigen Gewinnschätzungen von einem Anpassungsbedarf unter positiven Vorzeichen von bis zu 10 Prozent aus. Sie stuft die Aryzta-Aktie wie bis anhin mit "Neutral" ein. Mit 0,65 Franken scheint das 12-Monats-Kursziel aus heutiger Sicht zu tief.

Auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) begrüsst den Verkauf des Nordamerikageschäfts und sieht darin gar ein Befreiungsschlag. Ihres Erachtens liegt der Erlös am oberen Ende der Erwartungen. In Erwartung eines Kurses zwischen 1,20 bis 1,65 Franken bis in zwei Jahren hält die ZKB an ihrer "Übergewichten" lautenden Kaufempfehlung fest.

Vontobel lobt hingegen die Fortschritte beim Tagesgeschäft unter der neuen Firmenspitze und zeigt sich regelrecht beeindruckt. Nach dem Verkauf des Nordamerikageschäfts sieht die Zürcher Bank Aryzta künftig wieder ergänzende Zukäufe tätigen. Für Vontobel hat der Weg hin zum Turnaround jedoch erst begonnen. Das Anlageurteil lautet deshalb "Hold" mit einem Kursziel von 0,65 Franken.

Aryzta einer der fünf diesjährigen Börsenüberflieger

Andere Banken sehen es genauso wie der UBS. Durch den Verkauf des Nordamerika-Geschäfts erhalte Aryzta finanziell betrachtet einen langen Atem, um das Europa-Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen. Das Verhältnis zwischen der Nettoverschuldung und dem operativen Gewinn (EBITDA) liege mit komfortablem Abstand unter den in der Kreditvereinbarung definierten Schwellenwerten, so heisst es weiter.

Die Anleger scheinen diese Einschätzungen zu teilen, gewinnen die Aryzta-Aktie nach einem frühen Vorstoss bis auf 1,0780 Franken zur Stunde noch 5,7 Prozent auf 1,017 Franken.

Die Aktie lag schon letzte Woche gut im Markt. Alleine seit Mittwoch errechnet sich ein sattes Kursplus von gut 20 Prozent, seit Jahresbeginn gar eines von fast 50 Prozent. Damit zählt der Backwarenhersteller zu den besten Schweizer Aktien in diesem Jahr.