Mehr als 170 Westschweizer Persönlichkeiten haben sich mit einem offenen Brief an die Spitze des Medienhauses Tamedia und den Verwaltungsrat von dessen Muttergesellschaft, der TX Group, gewandt. Sie fordern die Adressaten auf, sich für die Medienvielfalt in der Romandie einzusetzen und auf Entlassungen zu verzichten.
Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Aufrufs gehören unter anderem der Musiker Stephan Eicher, der Schriftsteller Joël Dicker und die Filmregisseurin Ursula Meier, aber auch der Schwimmer Roman Mityukov und zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur.
Tamedia hatte vergangene Woche den Abbau von Stellen und die Zusammenlegung von Redaktionen angekündigt. In der Romandie ist der Abbau von 25 Vollzeitstellen geplant. «24 heures», «Tribune de Genève» und «Le Matin Dimanche» sollen künftig von einer einzigen Redaktion produziert werden.
Die Romandie verdiene eine starke, unabhängige und vielfältige Regionalpresse, heisst es im Aufruf. Seit Jahren führe der Abbau zu einer Verarmung der regionalen Information. Wenn zudem der Anteil aus dem Deutschen übersetzter Texte in Westschweizer Zeitungen zunehme, werde die Stimme der Romandie unhörbar.
Tamedia bedauerte in einer Stellungnahme vom Freitagabend, für die Berichterstattung nicht angefragt worden zu sein. Die Unternehmensleitung habe mit grossem Respekt von den Unterzeichnern Kenntnis genommen, teilte Tamedia in Französisch mit. Man nehme die Befürchtungen ernst und verstehe die Emotionen der Betroffenen.
Das Unternehmen reagiere mit der neuen Strategie auf die sich rasch verändernde Mediennutzung und auf den Paradigmenwechsel im Werbemarkt. Das Ziel der neuen Ausrichtung sei es, eine solide Grundlage zu gewährleisten, um den Informationsauftrag zu sichern. Man wolle den Herausforderungen mit einer starken Presse in der Romandie begegnen - mit den tief verwurzelten Titeln wie «24 Heures» und «Tribune de Genève».
(AWP)