Am Montag soll die Aktie der Thyssenkrupp-Rüstungstochter TKMS erstmals im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und gehandelt werden. Zuvor sollen die Aktionäre von Thyssenkrupp 49 Prozent der Anteile in ihr Depot gebucht bekommen. Für jeweils 20 Thyssenkrupp-Aktien gibt es einen Anteilsschein an dem Hersteller von U-Booten und Kriegsschiffen. Es folgen einige Daten und Fakten über den Börsenneuling.

Rüstungstochter tritt aus dem Schatten

Jahrelang führte die Tochter Thyssenkrupp Marine Systems eher ein Schattendasein im Gesamtkonzern. Die Werften im Norden der Republik haben wenig Synergieeffekte mit dem grössten deutschen Stahlkonzern im Ruhrgebiet.

Das Interesse des Managements in der Essener Zentrale war begrenzt. Das Blatt hat sich inzwischen deutlich gewendet. Dank der weltweit steigenden Rüstungsausgaben platzen die Auftragsbücher des neuen Unternehmens TKMS aus allen Nähten.

Das Unternehmen TKMS

Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 9100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - Tendenz steigend. Rund 3300 davon arbeiten in Kiel, dem grössten deutschen Werftenstandort. Weitere Standorte sind Wismar und Itajaí in Brasilien.

Das Unternehmen produziert nicht-atomgetriebene U-Boote, Fregatten und weitere Kriegsschiffe. Zu den Kunden gehören die deutsche Marine, weitere Nato-Staaten wie Norwegen sowie Singapur und Israel. Chef des Unternehmens ist Oliver Burkhard, ehemaliges Vorstandsmitglied von Thyssenkrupp und früherer Chef der IG Metall in Nordrhein-Westfalen.

Die Prognosen

Der Mutterkonzern Thyssenkrupp will am Wachstum des Unternehmens teilhaben und eine Mehrheit von 51 Prozent der Anteile behalten. Mittelfristig will TKMS den Umsatz jährlich um etwa zehn Prozent und die Ebit-Marge auf über sieben Prozent steigern.

Die Auftragsbücher sind mit 18,6 Milliarden Euro so prall gefüllt wie noch nie. TKMS will vom laufenden Geschäftsjahr 2025/26 (per 30. September) an zwischen 30 und 50 Prozent des Nettogewinns (nach dem Handelsgesetzbuch) als Dividende ausschütten. In den ersten neun Monaten 2024/25 erwirtschaftete TKMS einen Nettogewinn von 75,2 (Vorjahr: 62,1) Millionen Euro, bei einem Umsatz von 1,59 (1,41) Milliarden Euro.

Die Beteiligung des Bundes

Die IG Metall hat sich für eine Beteiligung des Bundes an TKMS ausgesprochen, konkrete Gespräche gebe es derzeit aber nicht. Die Bundesregierung hat jedoch in einer Sicherheitsvereinbarung ihren Einfluss geltend gemacht. Bei Verkäufen ab 25 Prozent der Anteile an sicherheitsrelevanten Gesellschaften steht dem Bund ein Vetorecht zu.

Sollen fünf Prozent oder mehr einer solchen Gesellschaft verkauft werden, verfügt der Bund über ein Vorkaufsrecht. Hinzu kommen Standortgarantien und das Vorschlagsrecht für eines der zehn Aufsichtsratsmitglieder von TKMS.

Konsolidierung in Deutschland und Europa

Mit der Abspaltung könnte eine Konsolidierung der Rüstungs- und Marine-Branche sowohl in Deutschland als auch in Europa einfacher werden. Insidern zufolge hatte die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall schon vor Jahren ein Auge auf Thyssenkrupp Marine Systems geworfen - traf allerdings auf wenig Gegenliebe. Rheinmetall will nun die Rüstungsgeschäfte der Bremer Lürssen-Werft, Naval Vessels Lürssen (NVL), übernehmen.

TKMS-Chef Burkhard hat sich mehrfach für industrielle Partnerschaften und eine Konsolidierung des Marineschiffbaus ausgesprochen. Insidern zufolge hatte er dazu in der Vergangenheit etwa Gespräche mit dem italienischen Konkurrenten Fincantieri geführt. Zu den grossen europäischen Playern gehören auch die französische Naval Group und Saab aus Schweden.

(Reuters)