Die Signa Gruppe besteht aus über eintausend Einzelfirmen mit teilweise gegenseitigen Finanzverpflichtungen. Im Lauf des Jahres 2023 geriet die Gruppe in Liquiditätsschwierigkeiten. Diese Woche meldete sie Insolvenz an. Hier die wichtigsten Gesellschaften Signas:

SIGNA HOLDING - Sie ist Benkos Dachgesellschaft - ihr Geschäft ist die Beteiligung an anderen Unternehmen. Signa ist in den Bereichen Immobilien und Einzelhandel aktiv. Hauptgesellschafter und Mehrheitseigner der Holding ist die Familie Benko über ihre Privatstiftung und eine «Supraholding GmbH». Beteiligt sind ebenfalls Ernst Tanner, der den Schokoladenhersteller Lindt&Sprüngli als VR-Präsident führt, die Familien-Privatstiftung des Bauunternehmers und Ex-Strabag-Chefs Hans Peter Haselsteiner, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller und der Schweizer Kaffeemaschinenunternehmer Arthur Eugster.

Die Signa Holding musste am 29. November nach langen und erfolglosen Verhandlungen mit potentiellen Geldgebern in Wien Insolvenzantrag stellen - «die erforderliche Liquidität für eine aussergerichtliche Restrukturierung (konnte) nicht in ausreichendem Masse sichergestellt werden», räumte sie ein. Österreichischen Gläubigerschutzverbänden zufolge hat die Holding Schulden in einer Höhe von rund fünf Milliarden Euro angehäuft - das entspräche der grössten Pleite in der Geschichte Österreichs.

SIGNA PRIME/IMMOBILIEN - Signa zufolge die grösste Gesellschaft der Gruppe im Immobilienbereich, in der Immobilien-Pakete mit einem Wert von rund 20,4 Milliarden Euro gebündelt sind. Ob dieser Wert auch nach den jüngsten Turbulenzen und Abwertungen am Immobilienmarkt gilt, bleibt offen.

Bekannte Immobilien sind unter anderem der Elbtower in Hamburg, die Alsterarkaden und das Alsterhaus in der Hansestadt, das Goldene Quartier in Wien - hier musste sich Signa aber zuletzt von Anteilen trennen, die Essener RAG-Stiftung übernahm knapp 25 Prozent der Anteile -, das KaDeWe in Berlin und das Oberpollinger in München. Die Gruppe besitzt auch zahlreiche prestigeträchtige Immobilien in der Wiener Innenstadt: Darunter neben dem Goldenen Quartier die vom Jugendstil-Architekten Otto Wagner konzipierte Österreichische Postsparkasse, das Bank Austria Kunstforum oder das Luxushotel Park Hyatt. In Innsbruck, der Geburtsstadt des 46-Jährigen, gehört ihr das Kaufhaus Tyrol. Prime hat bei zahlreichen Immobilien Co-Investoren an Bord geholt.

Beteiligt sind an Prime neben der Benko-Familie, die auch hier die deutliche Mehrheit hält, auch der Milliardär Klaus-Michael Kühne. Er hatte dort 2022 seinen Anteil auf zehn Prozent erhöht - «Signa Prime ist ein blue chip unter den europäischen Immobilienunternehmen», hatte die Kühne Holding damals erklärt. Auch die Essener RAG-Stiftung, die die Folgekosten des Steinkohlebergbaus in Deutschland finanzieren soll, ist mit fünf Prozent an Prime beteiligt.

Baustellen der Signa, auf denen nicht mehr gearbeitet wird, umfassen neben dem Hamburger Elbtower auch das Carsch-Haus in bester Düsseldorfer Innenstadt-Lage, den Femina-Palast in Berlin und mehrere Projekte in München. Solche Stillstände könnten teuer werden - «es gibt wenig schlimmeres als unfertige Bauprojekte», hatte ein prominenter Immobilien-Manager dazu gesagt. Beim Projekt Elbtower könnte sich Medienberichten zufolge Milliardär Kühne engagieren.

HANDELSUNTERNEHMEN - Benko hat seine Handelsbeteiligungen unter den Dächern der Signa Retail und der Signa Premium gebündelt. Teil der Premium ist die KaDeWe-Gruppe mit dem Berliner Luxuskaufhaus, dem Oberpollinger in München und dem Alsterhaus in Hamburg. Beteiligt ist hier auch die Central Group der thailändischen Milliardärsfamilie Chirathivat. Diese hat ebenso bei der Schweizer Kette Globus und der Luxus-Gruppe Selfridges den Fuss in der Tür.

Die angespannte Finanzlage der Signa zeigte schon Folgen: Benko hatte bei der britischen Nobel-Kette jüngst Anteile an die Thailänder abgeben müssen. Auf diese setzt auch das KaDeWe Hoffnung: «Häufig wird übersehen, dass wir einen klaren Hauptgesellschafter haben», sagte der Chef der KaDeWe-Group, Michael Peterseim, dem «Tagesspiegel»: «Der heisst Central Group und steht hinter uns.» Ähnliches dürfte für die Schweizer Globus gelten.

Zu Benkos Handelsreich gehört auch die deutsche Warenhauskette GALERIA mit aktuell noch rund 12.500 Beschäftigten, die unter seiner Regie entstanden war. Hier ist die Central Group nicht im Boot. Benko hatte zunächst Karstadt übernommen und dann 2019 mit Kaufhof zusammengeführt. Karstadt und später Galeria überstanden zwei Insolvenzverfahren, auch Staatshilfen von 680 Millionen Euro flossen, die der Bund aber abschreiben musste.

Die österreichische Möbelkette Kika/Leiner hatte Signa nach fünf Jahren im Frühjahr - kurz bevor das Unternehmen Insolvenz anmeldete - verkauft. Zahlreiche Filialen mussten seitdem geschlossen werden, während Signa in Summe etwa 300 Millionen Euro Gewinn einstrich.

Gebündelt sind Handelsbeteiligungen in der Signa Retail Selection AG in der Schweiz. Sie hatte am Mittwoch Gläubigerschutz beantragt. Ziel sei es, nicht in den Sog des Insolvenzverfahrens der Signa Holding zu geraten und danach die Retail Selection AG «geordnet zu liquidieren». Galeria könnte also verkauft werden - ebenso wie die Signa-Anteile an Globus. Einen Verkauf von Galeria war Insidern zufolge bereits im Insolvenzverfahren versucht worden - damals sei dies aber aus Mangel an Interesse nicht gelungen. Signa gehören neben dem operativen Geschäft von Galeria 18 Warenhaus-Immobilien. Mietzahlungen von rund 200 Millionen Euro sollen Insidern zufolge daraus zuletzt in die Signa-Kassen geflossen sein.

Darüber hinaus hat die Gruppe noch Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft zählen. 2018 kaufte sich die Signa Holding indirekt mit jeweils rund 24 Prozent in die österreichischen Tageszeitungen «Krone» und «Kurier» ein. Die Anteile wurde damals von der Funke Mediengruppe übernommen.

(Reuters)