Der US-Finanzdienstleister State Street soll ein Übernahmeangebot für die Credit Suisse (CS) planen. Das berichtete das Portal "Inside Paradeplatz" am Mittwochnachmittag. Der Preis liege bei 9 Franken pro Titel, schreibt das Portal, das sich auf einen Insider beruft.

Die Spekulationen verfehlten ihre Wirkung an der Börse nicht: Die Aktie der Credit Suisse stieg nach 15 Uhr in Kürze von minus 7,5 Prozent auf plus 4 Prozent bei 7 Franken. Dieses Niveau konnte die Aktie bis Börsenschluss halten. Den Tagestiefpunkt hatte sie bei 6,20 Franken erreicht. Die CS hatte am Mittwochmorgen vor Börseneröffnung vor einem Verlust im zweiten Quartal gewarnt und die Aktien vorerst auf Talfahrt geschickt.

Kursverlauf der Aktie von Credit Suisse am Mittwoch, 8. Juni (Quelle: cash.ch)

Der Vorstoss von State Street stehe "unmittelbar vor der Tür", sagte der Insider laut "Inside Paradeplatz". Dabei gehe es nach dem Selbstverständnis von State Street nicht um eine feindliche Übernahme der Credit Suisse. Die CS wollte sich auf Anfrage von "Inside Paradeplatz" nicht zur Spekulation äussern. Nicht unüblich in Investmentbankingkreisen ist, dass solche aufgegleisten Deals an die Öffentlichkeit gelangen, wenn sich die Gespräche bereits zerschlagen haben. 

Während des Weltwirtschaftsforums in Davos vor zwei Wochen hatte Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein bei Bloomberg auf die Frage, ob die Bank ein Übernahmeziel sei, geantwortet: "Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unsere Strategie. Wir sind jetzt so bewertet, dass wir noch viel Potenzial haben. Wenn wir unsere Strategie umsetzen, wird unser Aktienkurs folgen, und darauf konzentrieren wir uns." Gottstein spricht am Donnerstag an einer Branchenkonferenz der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Die Credit Suisse würde bei einer Übernahme wohl zu einer Tochtergesellschaft von State Street mit Fokus auf das Schweizer Universal-Bankengeschäft und das weltweite Private Banking werden, wird bei "Inside Paradeplatz" weiter spekuliert. Die Zukunft des Investment Bankings wäre dabei offen.

State Street: Mehrere Übernahmen in den letzten Jahren

State Street Corporation mit Sitz in Bosten übernahm letztes Jahr das Fondsdienstleistungsgeschäft des Konkurrenten Brown Brothers Harriman. Damit entstand der weltweit grösste Anbieter in den Bereichen Verwahrung, Buchhaltung und Verwaltung von Investmentfonds. State Street war zuvor schon mit Übernahmen aktiv. Charles River Development wurde im Jahr 2018 für 2,6 Milliarden Dollar übernommen. 2007 gab State Street 4,5 Milliarden Dollar für Investors Bank & Trust aus. Für die Credit Suisse müsste State Street beim einem Aktienkaufpreis von 9 Franken rund 23 Milliarden Franken aufwerfen.

State Street ist an der US-Börse gelistet und hat eine Marktkapitalisierung von 26,5 Milliarden Dollar. Die Credit Suisse ist an der Börse derzeit etwas über 18 Milliarden Franken schwer. Der Aktienkursverlauf der beiden Institute in diesem Jahr ist ähnlich. State Street hat 22 Prozent verloren, die Credit Suisse 21 Prozent.