Egal ob der Dentalimplantatehersteller Nobel Biocare, der Saatgutkonzern Syngenta oder der Pharmahersteller Actelion - schon manches börsenkotierte Schweizer Unternehmen wurde für etliche Milliarden Franken ins Ausland verkauft. Und das nicht immer aus freien Stücken, sondern oft auf Druck einflussreicher Finanzinvestoren. Wer als Anleger frühzeitig aufsprang, konnte mit den Aktien der betroffenen Firmen viel Geld verdienen.

Auch in diesen Tagen stehen einige der hiesigen Unternehmen wieder vor der Wahl: Entweder fressen oder gefressen werden. Das gilt insbesondere für Panalpina. Dem Luftfrachtspezialisten aus Basel liegt eine geradezu verlockende Barofferte des Rivalen DSV in Höhe von 180 Franken je Aktie vor. Zumindest die beiden Finanzinvestoren Cevian Capital und Artisan Partners gelten als verkaufsbereit. Gemeinsam halten sie etwas mehr als einen Fünftel der Panalpina-Stimmen.

Noch scheint das letzte Wort allerdings nicht gesprochen. Denn dieses dürfte die Ernst Göhner Stiftung mit knapp 46 Prozent der Stimmen haben. Dass die Ankeraktionärin im Hinblick auf die ordentliche Generalversammlung eine Abschaffung der statutarischen Stimmrechtsbeschränkung fordert, lässt Widerstand gegen einen Verkauf an DSV vermuten.

Die Ernst Göhner Stiftung gilt denn auch als die treibende Kraft hinter angeblichen Verhandlungen von Panalpina mit der kuwaitischen Agility über eine strategische Zusammenarbeit mit Kreuzbeteiligung. Branchenkreise sehen darin den Versuch, ein Abwehrdispositiv gegen DSV zu errichten.

Steckt mehr hinter dem Kauf von UPC Schweiz durch Sunrise?

Für eine Flucht nach vorn entschied sich erst vor wenigen Tagen Sunrise Communications (cash berichtete). Die Nummer Zwei im Mobilfunkmarkt Schweiz will für 6,3 Milliarden Franken den Festnetzanbieter UPC Schweiz übernehmen und damit eine wichtige Lücke im Produktangebot schliessen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Dem Hauptaktionär freenet werden nämlich schon seit längerer Zeit Verkaufsabsichten für das knapp 25-prozentige Aktienpaket an Sunrise nachgesagt. Geriete dieses Paket in die falschen Hände, wären die Tage von Sunrise Communications als eigenständiges Unternehmen wohl gezählt. Im Zuge der geplanten Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme von UPC Schweiz verliert der deutsche Hauptaktionär an Einfluss.

Sind in den letzten fünf Jahren gut gelaufen: Die Aktien von Temenos (rot) und Logitech (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Sunrise Communications und Panalpina sind nur zwei von mehreren Schweizer Unternehmen, um die sich schon seit Jahren Übernahmegerüchte ranken. Das gilt insbesondere für die Genfer Temenos. In der Vergangenheit wurde schon so mächtigen Rivalen wie SAP, Microsoft oder Softbank ein Interesse am führenden Hersteller von Bankensoftware nachgesagt. So schnell wie diese Spekulationen aufkeimten, verflüchtigten sie sich jedoch auch wieder.

Bei Logitech gehen die letzten Übernahmegerüchte bis in den Herbst 2007 zurück. Damals hiess es, Microsoft wolle sich den Westschweizer Peripheriegerätehersteller einverleiben. Angesichts der starken Stellung von Logitech im rasant wachsenden Markt für Computerspiel-Zubehör sind diese Spekulationen aktueller denn je. Dank der Spielkonsole Xbox ist nämlich auch Microsoft in diesem stark fragmentierten Markt tätig. Stark fragmentiert heisst soviel, wie: es tummeln sich viele kleinere Anbieter von der Grösse Logitechs in diesem Markt.

Eine hohe Bewertung schützt vor unliebsamen Überraschungen

Ebenfalls als stark fragmentiert gilt die Versicherungsindustrie, die als gesättigt gilt. Dennoch werden finanzkräftigen ausländischen Versicherungskonzernen wie Generali oder Allianz hierzulande schon seit Jahren Übernahmeambitionen nachgesagt. Als potenzielle Ziele werden Swiss Life und Bâloise genannt, wobei der Name Swiss Life nach dem erfolgreichen Turnaround der letzten Jahre nur noch selten fällt. Die Aktie des Lebensversicherers aus Zürich hat den Kursabschlag zum rechnerischen Buchwert jedenfalls nahezu vollständig wettgemacht.

Grundsätzlich gilt: Eine hohe Börsenbewertung schützt vor ungewollten Übernahmen und damit vor unliebsamen Überraschungen für das Unternehmen selbst. Dass weder der Dentalimplantatehersteller Straumann noch der Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli länger im Zentrum von Übernahmespekulationen stehen, lässt sich mit der mittlerweile ziemlich luftigen Bewertung erklären. Diese schreckt potenzielle Interessenten im In- und Ausland ab.

Diesbezüglich noch nicht aus dem Schneider ist hingegen Sonova. Nicht ausländische Rivalen, sondern vielmehr finanzkräftige Finanzinvestoren müssen beim Hörgerätehersteller aus Stäfa als mögliche Käufer herhalten. Wenn sich Finanzinvestoren einkaufen, geht es nicht selten ums schnelle Geld. Was mit den Mitarbeitern, den Kunden des betroffenen Unternehmens oder den übrigen Aktionären geschieht, ist dann bloss noch von untergeordneter Bedeutung.

Dass die Finanzinvestoren nur so vor Finanzkraft strotzen, ist längst kein Geheimnis mehr. Wie Erhebungen der Beratungsfirma PWC zeigen, dürften sich die von Risikokapitalspezialisten verwalteten Vermögen über die nächsten paar Jahre auf geschätzte 10'000 Milliarden Dollar verdoppeln. Alleine den vier US-Branchengrössen Blackstone, Apollo Global, Carlyle und KKR stehen beängstigende 270 Milliarden Dollar für Übernahmen zur Verfügung. Und weil diese Gelder früher oder später möglichst gewinnbringend investiert sein wollen, müssen börsenkotierte Unternehmen auch in der Schweiz stets auf der Hut sein.