Das Umsatzwachstum von ABB dürfte im Rahmen der unternehmenseigenen Prognosen für das zweite Quartal liegen, wobei Preiseffekte und der schwache Dollar die Entwicklung wohl gestützt haben. Analysten erwarten beim Umsatz eine um eine Spur bessere Entwicklung als beim Auftragseingang. Was die vier Bereiche von ABB anbelangt, erwarten die Spezialisten erneut die beste Entwicklung in der Geschäftseinheit Electrification.

Konkret rechnen Experten mit einem Umsatz von 8,76 Milliarden Dollar, während der Auftragseingang auf 8,8 Milliarden Dollar geschätzt wird (Vorjahresperiode: 8,4 Milliarden). Der Ebitda dürfte um 5,3 Prozent höher sein bei 1,6 Milliarden und der Reingewinn beläuft sich laut Experten auf 1,13 Milliarden Dollar. 

Die ursprünglichen Prognosen für das Gesamtjahr 2025 wurden im April bestätigt. Demnach wird ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und eine höhere Marge als im Vorjahr (2024; 18,1 Prozent) angepeilt.

Für das zweite Quartal stellte das Management ein Wachstum des vergleichbaren Umsatzes im mittleren einstelligen Bereich und eine «weitgehend stabile» EBITA-Marge gegenüber dem Vorjahr (Q2 2024: 19,0 Prozent) in Aussicht. Die Prognosen gelten «im Bewusstsein der gestiegenen Unsicherheiten im globalen Geschäftsumfeld».

Für ABB-Chef Morten Wierod stellen die drohenden US-Zölle weniger ein Problem für den Konzern selber dar. «Vielmehr sorge ich mich davor, dass sich im Zuge der Zolldiskussionen die Entwicklung der Weltwirtschaft abschwächen könnte», sagte er am Swiss Economic Forum (SEF) im Juni. ABB selber sei in den USA, aber auch in Asien oder in Europa mit der Produktion stark lokal verankert und daher von hohen US-Zöllen kaum betroffen. Sollte die Zollpolitik aber auf die Entwicklung der Weltwirtschaft drücken, dann würde dies auch ABB treffen.

Abspaltung von Geschäftsfeldern

Die Division Robotics & Discrete Automation dürfte auch im zweiten Quartal eine eher magere Entwicklung hingelegt haben. Bekanntlich will sich ABB vom Geschäft mit Robotern trennen. Neuigkeiten über die Ankündigung vom April hinaus erwarten die Marktteilnehmer dazu aber nicht.

Mit den Zahlen zum ersten Quartal im April hatte ABB auch Pläne zur Abspaltung der Division Robotics bekanntgegeben. Diese soll über ein Spin-off als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. In der Folge sollen die Aktionäre von ABB die Robotics-Aktien als Sachdividende ausgeschüttet erhalten.

An welcher Börse die Aktien dereinst kotiert sein werden - der Gang an die Börse ist für das zweite Quartal 2026 vorgesehen - ist noch offen. Diese Frage werde noch geprüft, meinte das Management. Sowohl die SIX Swiss Exchange kommt in Frage, aber auch die schwedische Börse wurde als Möglichkeit genannt. Robotics produziert ausser in China und den USA auch in Schweden.

Bekanntlich will ABB schon länger auch die Division E-Mobility über ein IPO an die Börse bringen. Wegen des schlechten Geschäftsgangs wurde dieses Vorhaben allerdings verschoben, bis es der Division wieder gut läuft. Im ersten Quartal 2025 hat E-Mobility erneut einen Verlust ausgewiesen, Wierod sieht dennoch Licht am Ende des Tunnels. «Wir sind mit E-Mobility auf einem guten Weg, auch wenn es im laufenden Jahr noch keine IPO-Aktivitäten geben wird», meinte er dazu. Das IPO findet demnach frühestens im Jahr 2026 statt.

Auf die Frage, ob ABB weitere Devestitionen oder Akquisitionen plane, antwortete Wierod: «Ein aktives Portfolio-Management bleibt für uns eine ständige Aufgabe.»

Aktienkurs stagniert

Die ABB-Aktie kommt mit einem Minus seit Jahresbeginn von rund 2 Prozent nicht recht vom Fleck. Allerdings gehörte sie im Vorjahr mit einer Performance von +32 Prozent zu den besten unter den hiesigen Blue Chips.

Gemäss AWP-Analyser bewerten Analysten den Titel aktuell mehrheitlich, 17 von 24 Experten, mit «Halten». So liegen lediglich drei Kauf- und vier Verkaufsempfehlungen vor. 

(cash/AWP)