Chris Hallam, Analyst von Goldman Sachs, ist ein grosser Fan der UBS-Titel und hat mit Abstand das höchste Kursziel auf dem Zettel - natürlich mit einem Buy-Rating. Der in London ansässige Bankenexperte führt in seiner jüngst erschienenen Studie im Detail aus, wieso ein Kursziel von 35,60 Franken bei den Titeln der grössten Schweizer Bank realistisch ist.

"UBS ist als einer der grössten und geografisch am stärksten diversifizierten Vermögensverwalter mit Präsenz in den USA, Europa und China attraktiv positioniert. Die führende Stellung in der Vermögensverwaltung wird durch eine Investmentbank ergänzt, die Kundenlösungen auf bereichsübergreifender Basis ermöglicht."

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Goldman Sachs Ausblick Unternehmenskennzahlen UBS 2023-2025 (Quelle: Goldman Sachs).

Quelle: ZVG

"Zwar hat die Bank jüngst Gegenwind gerade im Investment Banking und den verwalteten Vermögen verspürt", hält Hallam fest. "Aber UBS wird weiterhin jährlich einen Ertrag auf dem Kapital bereinigt um immaterielle Vermögenswerte (ROTE) im mittleren Zehnerbereich ausweisen.

Dies werde unterstützt durch anhaltende Kostenkontrolle und Digitalisierungsvorteile, die eine kontinuierliche Kapitalgenerierung vorantreiben und eine erhebliche Kapitalausschüttung an die Aktionäre ermögliche. "UBS gilt als eine der attraktivsten europäischen Banken hinsichtlich Kapitalrendite", betont der Analyst. 

Wachstum von 4 Prozent und Kostenkontrolle die Treiber

Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt, wie sich dieses Kurspotenzial auf einen kurz- und mittelfristigen Zeithorizont zusammenrechnet. Als kurzfristiger Kicker sieht Hallam die Zinserträge, die in diesem Jahr dank der höheren Leitzinsen von 8 auf 9 Milliarden Dollar (8,3 Milliarden Franken) ansteigen sollen. Die Konsensschätzung beträgt nur 8,6 Milliarden Dollar.

Das organische Wachstum in der Vermögensverwaltung sollte zudem auf dem aktuellen Niveau beibehalten werden können. Goldman Sachs sieht ein Wachstum bei den Einnahmen von jährlich 4 Prozent bis 2025 - ein Anstieg des Ertrags von 34,5 Milliarden Dollar auf 38,8 Milliarden.

Ein entscheidender Faktor spielt das sogenannte Ertrags-/Kostenverhältnis. Grundsätzlich gilt, dass die Gesamtkosten bei einer Bank weniger als 70 Prozent des Gesamtertrages ausmachen sollte.

Bei der UBS lag diese Kennzahl 2021 bei 74 Prozent, 2022 noch bei 72 Prozent. Hallam erwartet nun, dass dieses Verhältnis im nächsten Jahr auf 71 Prozent sinken werde und in den zwei Folgejahren 2024 und 2025 noch 69 Prozent betragen dürfte.

Ralph Hamers, dessen Erfolg als UBS-CEO vom ersten Tag an mit der Umsetzung dieses im letzten Jahr gestarteten Kosteneinsparungsprogramms verknüpft war, hat bisher geliefert und rund 70 Prozent der anvisierten Kosteneinsparungen von 1 Milliarden Franken bis Ende 2023 erreicht. Sollte es der UBS tatsächlich gelingen, das Ertrags-/Kostenverhältnis auf 69 Prozent zu drücken, so steht einer deutlich höheren Bewertung nichts im Wege, betont Hallam. 

Bewertung der Banken

Dem Beobachter stellt sich die Frage, ob das Kursziel in 12 Monaten zu erreichen ist. Ein wesentlicher Punkt hinter dem Kursziel ist nebst dem Ertrags-/Kostenverhältnis die Bewertung der einzelnen Koeffizienten. Analysten gewichten diese unterschiedlich. Goldman Sachs hat hier gemäss einem Marktbeobachter ein Modell, das sich hauptsächlich an den höheren Bewertungen amerikanischer Banken orientiert. 

Das ist wiederum ganz im Sinne der UBS, die sich schon seit Jahren beklagt, die Bewertung des Unternehmens sei zu tief. Die UBS wird derzeit mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von etwas weniger 10 gehandelt. Bei den angelsächsischen Banken ist dieses wesentlich höher. Wells Fargo hat ein KGV von 15,3, Morgan Stanley 13,4 und bei JP Morgan 11,3 - da hat die UBS mit den sehr stabilen Erträgen das Potenzial, zukünftig zu einem höheren KGV gehandelt zu werden. 

Zu guter Letzt gibt es einige Risiken zu beachten. Goldman Sachs führt hier vor allem langsameres Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum und in Nordamerika an, da diese Märkte eine wichtige Säule der Wachstumsstrategie bei der globalen Vermögensverwaltung sind. Weitere Risiken sind eine Renditeverwässerung bei Fusionen und Übernahmen, Makrovolatilität und niedrige Marktniveaus an den Börsen, die die Gebührengenerierung unter Druck setzen könnten.

Thomas Daniel Marti
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