Die UBS-Aktien verlieren am Mittwochvormittag 0,5 Prozent auf 31,61 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (SMI) um 0,46 Prozent vorrückt. Seit Jahresbeginn resultiert noch ein Kursgewinn der Valoren der Schweizer Grossbank von 14,6 Prozent. 

Nachdem die Valoren der UBS in den letzten vier Wochen unter dem Mehrjahreshoch von 33,53 Franken konsolidierten, ging es mit den Kursen am Dienstag nach Bekanntgabe des Entscheids des Bundesverwaltungsgerichts zu den AT1-Anleihen der Credit Suisse (CS) um 3 Prozent in den Keller.

Das Bundesverwaltungsgericht stellte in einem Urteil fest, dass die im März 2023 von der Finanzmarktaufsicht Finma angeordnete Abschreibung von AT1-Kapitalinstrumenten der CS keine Rechtsgrundlage hat.

Entsprechend sind die Preise für Forderungen im Zusammenhang mit CS-Additional-Tier-1-Anleihen gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag im Wert rapide angestiegen. Händler seien bereit, Forderungen für rund 30 Cent pro Dollar zu kaufen. Die letzten Kurse vor der Bekanntgabe des Gerichtsentscheides lagen bei etwa 12 Cent, so die Auskunftspersonen gegenüber Bloomberg. Die AT1-Anleihen der Credit Suisse, die riskanteste Art von Bankschulden, wurden im Rahmen einer staatlich orchestrierten Übernahme durch die UBS vor mehr als zwei Jahren vollständig abgeschrieben.

Ausano Cajrati Crivelli, Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB), zeigt sich in einem Kommentar am Mittwoch wenig begeistert. In einem hypothetischen Worst-Case-Szenario, in dem die UBS die Anleihen rückabwickeln oder entschädigen müsste - zum Beispiel durch Umschichtung aus CET1, könnte dies nach Einschätzung des ZKB-Experten die CET1-Quote der UBS belasten. 

Die CET1-Quote - sogenanntes Common Equity Tier 1 Ratio - ist eine wichtige Kennzahl zur Messung der Finanzkraft einer Bank. Sie berechnet sich aus dem Verhältnis des harten Kernkapitals (CET1) der Bank zu ihren gesamten risikogewichteten Aktiva. Ein höherer Wert bedeutet, dass eine Bank finanziell solider und damit besser in der Lage ist, allfällige Verluste zu absorbieren. Dies, weil das Kernkapital von höherer Qualität ist. 

Basierend auf dem Nominalwert der Anleihen von 16,5 Milliarden Franken könnte das gemäss ZKB maximal rund 3 bis 4 Prozentpunkte ausmachen. Die CET1-Quote lag im zweiten Quartal 2025 bei 14,4 Prozent. Auch bei einem Vergleich sei es unklar, wer zuletzt dafür aufkommen müsste. Die Situation bleibe rechtlich und finanziell komplex und wird gemäss Crivelli von der ZKB voraussichtlich Jahre bis zur Lösung in Anspruch nehmen. «Ob und welche Auswirkungen dies letztendlich auf UBS hat, ist derzeit ungewiss», so die Konklusion des ZKB-Experten.

Jedenfalls: Dieses Urteil werde die Unsicherheit für die UBS in der laufenden politischen Diskussion um zusätzliche Kapitalanforderungen weiter erhöhen, so Crivelli weiter. Er geht aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon aus, dass die UBS von diesem ersten Urteil signifikant und direkt betroffen sein wird. Weder die Finma noch die Schweizer Regierung habe ein Interesse daran, finanzielle Turbulenzen auszulösen, welche Zweifel am Schweizer Finanzmarkt oder der Rechtsstaatlichkeit der Schweiz aufkommen lassen können. Die ZKB stuft den Titel weiter mit «Übergewichten» ein. 

Es bleibt nun abzuwarten, ob andere Analysten nach dem Gerichtsentscheid zur gleichen Einschätzung kommen und keine Abstriche bei der Einschätzung vornehmen. Gemäss AWP-Analyzer stufen zwölf Analysten den Titel «Kaufen», fünf mit «Halten» und zwei mit «Verkaufen» ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 33,01 Franken. 

Thomas Daniel Marti
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