Die Aktien von Barry Callebaut verlieren am Dienstag morgen 0,57 Prozent auf 1'392 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am SPI 0,13 Prozent tiefer gegenüber dem Vortag notiert. Die Valoren des einst verwöhnten Wachstumsunternehmen haben seit Jahresbeginn 25 Prozent an Wert verloren.

Trotz dieser Kursverluste hält die UBS an Ihrer Kaufempfehlung weiterhin fest und senkt lediglich das Kursziel für Barry Callebaut auf 2050 von 2250 Franken. Noch nie sei ein Kapitalmarkttag von Barry so wichtig für Investoren gewesen, wie der, der nun am 1. November auf der Agenda steht, schreibt Analyst Joern Iffert in seinem Kommentar. Er sieht gleich eine ganze Reihe an Schlüsselfragen, die das Management des Unternehmens dringend beantworten müsse.

Etwa, was der Ausgangspunkt für zukünftiges Wachstum angesichts der Risiken der Kundendiversifizierung nach dem Wieze-Salmonellen-Vorfall sei. Die Senkung des Kurszieles und des EPS-Wertes erfolge auch aufgrund geringerer Volumina (Kundendiversifizierung nach dem Salmonellenvorfall, Preiselastizitäten), Auswirkungen des kombinierten Verhältnisses sowie steigender Zinskosten (Kakaobohnenpreise). 

Das UBS-Kursziel für Barry Callebaut ergibt ein Kurspotenzial von 47 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs. 

Fokus Schlankheitsmittel und strategische Neuausrichtung 

Die Aktien der Nahrungsmittelhersteller und Schokolade-Produzenten weht derzeit eine eher steife Brise entgegen. Am vergangenen Freitag fielen die Titel des Sektors deutlich, nachdem John Furner, CEO des weltweit grössten Detailshändlers Walmart, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte, dass das Schlankheitsmedikament Ozempic Auswirkungen auf den Lebensmittelverkauf habe. Furner erläuterte, Walmart habe "eine leichte Veränderung“ in den Lebensmittelkaufgewohnheiten von Menschen beobachtet habe, die Ozempic und andere Medikamente zur Gewichtsreduktion einnehmen. "Wir sehen definitiv eine leichte Veränderung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, wir sehen einen leichten Rückgang im Gesamtwarenkorb“, sagte der Walmart-CEO. "Nur weniger Einheiten, etwas weniger Kalorien.“

Das Management von Barry Callebaut steht vor der Herausforderung, das Unternehmen fit für die Zukunft zu trimmen. Hierzu wurde Mitte September ein strategisches Investitionsprogramm lanciert. Mit dem Programm, das den Namen BC Next Level hat, will der Hersteller von hochwertigen Schokoladen- und Kakaoprodukten das volle Potenzial ausschöpfen und den Weg für das nächste Jahrzehnt nachhaltigen Wachstums ebnen.

Das Programm umfasse Nettoinvestitionen von 500 Millionen Franken in die für die Kunden wichtigsten Bereiche wie Innovation, Service, Nachhaltigkeit und Qualität, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Zudem sei es das Ziel, Markteinführungen zu beschleunigen. Mit all den Massnahmen sollen die jährlichen Kosten um 250 Millionen Franken gesenkt und die Margen sowie der Cashflow gestützt werden.

Mehr Regionen

Kernelement des Programms ist ein neues Betriebsmodell, welches Barry Callebaut näher an seine Märkte und Kunden bringen und gleichzeitig weltweit standardisierte und digitalisierte Prozesse implementieren soll. Damit würden Wachstum, Rentabilität und Effizienz weiter gesteigert.

Dazu werde Barry Callebaut die regionale Präsenz von drei auf fünf regionale Divisionen - Westeuropa, Zentral- und Osteuropa, Nordamerika, Lateinamerika sowie Asien-Pazifik, Naher Osten und Afrika - erweitern. Diese werden jeweils fünf bis sechs Ländercluster umfassen. Dazu gehöre auch die Schaffung der neuen Customer Supply & Development-Organisation. Damit könnten die Produktbereitstellung verbessert und Innovationen weltweit schneller skaliert werden. Zugleich werde den Kunden vor Ort technischer Service geboten.

BC Next Level werde aus vorhandenen finanziellen Mitteln finanziert. Am 1. November, wenn das Jahresergebnis 2022/2023 veröffentlicht werde, werde Barry Callebaut ein vollständiges strategisches Update, eine mittelfristige Prognose und weitere Details zu BC Next Level bekannt geben, so die Mitteilung weiter.

(cash/AWP)