"Bei dieser Transaktion handelt es sich um den ersten Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken. Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich", sagte Kelleher laut Redetext am Mittwoch in Basel vor den Aktionären. Gleichzeitig sei es aber "auch ein Neubeginn für die kombinierte Bank und den gesamten Schweizer Finanzplatz, der auch grosse Chancen bietet".

Die Strategie der UBS sei klar und bleibe von der Akquisition der CS unberührt, sagte Kelleher weiter. Auch wenn die Integration jetzt ein wesentlicher Schwerpunkt für den Verwaltungsrat und die Konzernleitung sei, bedeute sie nicht, dass andere Wachstumsinitiativen ruhen würden.

Credit Suisse Schweiz Abspaltung möglich

Die Schweizer Großbank UBS hat Sorgen vor der Dominanz der neuen Mega-Bank auf dem Heimmarkt nach der Notübernahme der Credit Suisse zu zerstreuen versucht. "Es gibt in der Schweiz mit rund 250 Banken ausreichend Wettbewerb", erklärte Verwaltungsrats-Vizepräsident Lukas Gähwiler am Mittwoch auf der Aktionärsversammlung der UBS. Dennoch schloss er nicht aus, dass das Schweizer Geschäft der Credit Suisse abgestoßen werden könnte. "Es sind alle Optionen auf dem Tisch." Der Konzern wolle die beste Lösung für die Aktionäre, die Kunden, die Mitarbeiter und die Gesamtinteressen der Schweiz suchen.

Politiker, weite Teile der Schweizer Öffentlichkeit und auch Ökonomen befürchten, dass die Marktmacht des neuen Instituts den Wettbewerb einschränken könnte. Zudem haben sie Sorge, dass die Schweiz womöglich nicht die Kraft besitzt, bei einer Schieflage der neuen Mega-Bank rettend einzugreifen. "Wir sind besorgt über den neuen Bankriesen", sagte der Direktor des Stimmrechtsberaters Ethos. Er forderte, eine Abspaltung des Schweizer Geschäfts in ein bis zwei Jahren zu prüfen.

Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher erklärte, zuerst müsse die Transaktion über die Bühne gehen. Dies könnte einige Monate in Anspruch nehmen. Zudem müsse die Credit Suisse stabilisiert werden. Gähwiler warnte vor zu hohen Erwartungen an eine mögliche Trennung von dem Geschäft. "Eine Abspaltung könnte schwierig und finanziell weniger attraktiv sein als gemeinhin angenommen." Er verwies auf die komplexe IT-Architektur, den hohen Refinanzierungsbedarf und die fehlende internationale Anbindung. Zudem sehe die Bank viel Potenzial in dem Geschäft. "Aber: Wir als UBS werden alle Optionen ergebnisoffen angehen und analysieren."

Aktienrückkaufprogramm abgesegnet

Die UBS-Aktionäre haben am Mittwoch an der Generalversammlung in Basel ein neues Aktienrückkaufprogramm von bis zu 6 Milliarden US-Dollar gutgeheissen. Das Programm 2023 läuft bis zur GV 2025.

95 Prozent der Aktionäre sagten Ja zum neuen Rückkaufprogramm. Dagegen waren 4,7 Prozent, während sich 0,3 Prozent enthielten.

Allerdings wird das neue Programm zunächst nicht genutzt: Denn mit der Ankündigung der Akquisition der Credit Suisse hatte die UBS die derzeit laufenden Aktienrückkäufe ausgesetzt. Dies, obwohl die "neue" Bank - nach der Übernahme der CS - den Angaben zufolge weiterhin gut kapitalisiert sein wird. Man brauche noch etwas mehr Klarheit, hatte Finanzchefin Sarah Youngwood dazu gesagt.

Ein Teil von bereits zurückgekauften Aktien - aus dem vorherigen Programm 2022 - sollen für den Aktientausch eingesetzt werden, bestätigte Präsident Colm Kelleher am Mittwoch frühere Angaben. Die UBS zahlt für 22,48 CS-Aktien 1 UBS-Aktie.

Die Aktienrückkäufe versuche man zudem, "schnellstmöglich fortzuführen", sagte Kelleher am Mittwoch. Allerdings wird die Integration der CS nach Angaben des Verwaltungsratspräsidenten drei bis vier Jahre dauern.

Derweil sollen die Aktionäre weiterhin eine um 10 Prozent höhere Dividende von 0,55 US-Dollar erhalten. Dem Antrag stimmte die GV mit 99,7 Prozent zu.

Verwaltungsrat bestätigt

Die Generalversammlung der Grossbank bestätigte Kelleher am Mittwoch mit 89,9 Prozent Ja-Stimmen für eine weitere einjährige Amtsdauer als Mitglied und Präsident des Verwaltungsrats. Er war erst vor einem Jahr auf den langjährigen Präsidenten Axel Weber gefolgt, der damals die Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren erreicht hatte.

An der ordentlichen GV von vor einem Jahr war Kelleher, der 30 Jahre für die US-Grossbank Morgan Stanley arbeitete und ein langer Bekannter Webers ist, ebenfalls mit grosser Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt worden.

Am Mittwoch schnitt Kelleher unter den Verwaltungsräten allerdings am schlechtesten ab. Alle anderen Mitglieder des Aufsichtsgremium wurden mit je mindestens 94 Prozent Zustimmung wiedergewählt. Der Vizepräsident, der Schweizer Lukas Gähwiler, erzielte das beste Ergebnis mit 97,2 Prozent.

Credit-Suisse-Titel sollen nach Abschluss dekotiert werden

Die Credit Suisse-Aktien sollen nach der Übernahme durch die UBS von der Schweizer Börse dekotiert werden. Der Aktienhandel werde mit dem Abschluss der Transaktion eingestellt, sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher am Mittwoch an der Generalversammlung der UBS in Basel auf eine entsprechende Frage eines Kleinaktionärs.

Dieser wollte wissen, ob die Aktien dekotiert würden oder nicht, da die Marke "Credit Suisse" in der Schweiz ja auf absehbare Zeit bestehen bleiben soll. Denn das hatte UBS-Vizepräsident Lukas Gähwiler in seiner Rede zuvor gesagt. Das Schweizer Geschäft sei solide und habe eine starke Kundenbasis, sagte Gähwiler. "Wir sehen darin viel Potenzial."

Der Abschluss der Transaktion solle derweil möglichst rasch abgeschlossen werden, sagte Gähwiler. "Dies wird im besten Fall ein paar Wochen - wahrscheinlich aber wenige Monate dauern."

Deutlich länger dauert dann noch die Zusammenführung und Integration beider Banken: UBS-VRP Colm Kelleher sprach von voraussichtlich drei bis vier Jahren. Dies allerdings noch ohne die vollständige Abwicklung der Teile der Investmentbank der Credit Suisse, die abgestossen werden sollen.

Gähwiler sieht die Bank nicht als zu gross

Die neue Mega-Bank aus UBS und Credit Suisse ist nach Ansicht von UBS-Vizeverwaltungsratspräsident Lukas Gähwiler nicht zu gross für die Schweiz. "Die kombinierte Bank ist zwar gross, aber man muss dies relativieren."

Die beiden Schweizer Grossbanken hätten ihre Bilanzen in den vergangenen Jahren massiv reduziert, sagte Gähwiler. Im Jahr 2006, kurz vor Ausbruch der grossen Finanzkrise, habe die kombinierte Bilanzsumme der UBS und der CS dem siebenfachen des jährlichen Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) entsprochen.

"Heute entspricht die kombinierte Bilanz noch dem zweifachen Bruttoinlandprodukt. Und wir wollen die Investmentbanking-Aktivitäten der CS weiter stark reduzieren", sagte Gähwiler weiter. Darüber hinaus seien die Kapital- und Liquiditätsanforderungen in den vergangenen 15 Jahren substanziell erhöht worden. Zudem sehe die Schweizer Regulierung heute progressive Kapitalanforderungen vor.

Entscheidender als die absolute Grösse sei das Geschäftsmodell beziehungsweise die Risiken in der Bilanz. "Wir als UBS haben unsere Lektion gelernt und unsere Investmentbank massiv verkleinert. In der neuen, kombinierten Bank soll die Investmentbank noch einen Viertel der risikogewichteten Aktiven ausmachen und im Dienste des globalen Wealth Managements und der Schweizer Universalbank stehen", sagte Gähwiler.

"Auf viele Fragen haben wir heute auch noch keine Antwort", sagte Gähwiler weiter. Denn man habe am Wochenende, als die Übernahme der CS durch die UBS vom Bund orchestriert worden war, nur 48 Stunden Zeit für einen vertieften Blick in die CS-Bücher gehabt (Due Diligence).

Der Abschluss der Transaktion dürfte im besten Fall ein paar Wochen dauern, wahrscheinlich aber eher einige Monate, so Gähwiler. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher prognostizierte, die Integration der beiden Geschäfte dürfte drei bis vier Jahre benötigen.

Kelleher verteidigt Übernahme

Die UBS-Spitze hat vor Aktionären die Übernahme der Credit Suisse verteidigt und sich für das Übergehen bei der Mitsprache gerechtfertigt. "Wir mussten unverzüglich handeln, um die Lage zu stabilisieren", sagte Präsident Colm Kelleher laut Redetext an der UBS-Generalversammlung am Mittwoch.

Für eine Rücksprache mit den Aktionären sei keine Zeit gewesen. Daher habe die Schweizer Regierung per Notrecht ermöglicht, dass der Zusammenschluss ohne Zustimmung des Aktionariats stattfinden konnte. "Daher war es uns bedauerlicherweise nicht möglich, Ihre Zustimmung einzuholen."

Er verstehe, dass das nicht allen Anspruchsgruppen der UBS und der Credit Suisse zusage. Gleichzeitig sei er aber davon überzeugt, "dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben".

Denn durch die Akquisition werde der Finanzplatz als wichtige Stütze für den Wohlstand in der Schweiz aufrechterhalten. "Sie stellt eine stabile und nachhaltige Lösung dar", sagte Kelleher. Und obwohl die UBS die Übernahme nicht initiiert habe, die Transaktion dürfte seiner Ansicht nach für die UBS-Aktionäre finanziell attraktiv sein.

"Schnellstmöglich" wieder Aktienrückkäufe

Mit Ankündigung der Akquisition hat die UBS die derzeit laufenden Aktienrückkäufe ausgesetzt. Dies, obwohl die "neue" Bank - nach der Übernahme der CS - den Angaben zufolge weiterhin gut kapitalisiert sein wird. Man brauche noch etwas mehr Klarheit, hatte Finanzchefin Sarah Youngwood dazu gesagt.

Ein Teil von bereits zurückgekauften Aktien sollen für den Aktientausch eingesetzt werden, bestätigte Kelleher am Mittwoch frühere Angaben. Die UBS zahlt für 22,48 CS-Aktien 1 UBS-Aktie. Die Aktienrückkäufe seien derweil vorübergehend ausgesetzt, man versuche aber, sie "schnellstmöglich fortzuführen".

Daher wurde auch der Antrag über ein neues Aktienrückkaufprogramm 2023 auf der Traktandenliste der Generalversammlung belassen. Ausserdem stimmen die Aktionäre am Mittwoch über die Dividende ab, die weiter ausgeschüttet werden soll. Die Aktionäre sollen eine um 10 Prozent höhere Dividende von 0,55 US-Dollar erhalten.

"2022 war ein ausserordentliches schwieriges Jahr, geprägt von Tragödien und Unsicherheit", sagte Kelleher mit Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr. Der Krieg in der Ukraine habe grosses Leid verursacht, und ein Ende sei nicht absehbar. Hinzu kamen viele weitere Herausforderungen wie ein drastischer Inflationsanstieg, eine hohe Marktvolatilität und eine allgemeine Zunahme der geopolitischen Spannungen.

Hamers zieht Bilanz 

Die am 19. März vom Bund orchestrierte CS-Rettung durch die UBS sei ein Paukenschlag gewesen, sagte Hamers am Mittwoch an der Generalversammlung in Basel laut Redetext. Der Verwaltungsrat habe angesichts der neuen Prioritäten wegen der Übernahme der Credit Suisse ein anderes Führungsprofil an der Spitze der Bank gesucht.

"Ich habe - wie Sie wissen - im Interesse des Unternehmens und seiner Stakeholder, im Interesse der Schweiz und ihrem Finanzsektor meinen Rücktritt angeboten", sagte Hamers in der St. Jakobshalle. Die erfolgreiche Integration der CS sei die wichtigste Aufgabe der UBS. "Ich bin zuversichtlich, dass der neue CEO Sergio Ermotti mit seinem Leistungsausweis und seiner Erfahrung die Bank sicher durch diese nächste Phase führen wird."

Die Übernahme der CS bringe grosse Chancen, sagte der scheidende Hamers: Es entstehe eine Bank mit verwalteten Vermögen von insgesamt 5 Billionen Dollar. Die Position der UBS als weltweit führender Vermögensverwalter werde gestärkt. Das gleiche gelte für die Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger (Asset Management), das kombiniert Vermögen von 1,5 Billionen Dollar verwalten werde.

"Dazu kommen die beiden Schweizer Banken. Also: Die Übernahme bringt noch mehr Kundengelder, noch mehr Mitarbeitende, noch mehr Kundinnen und Kunden - und damit auch mehr Verantwortung", sagte Hamers. "Ich bin mir sicher: Die UBS wird mit dieser Verantwortung sorgsam umgehen."

Hamers zog auch Bilanz seiner Amtszeit: "Wenn ich zurückblicke auf meine Ankunft im Jahr 2020, dann sah ich keinen Grund, alles neu zu bauen. Es brauchte keine Restrukturierung, aber eine Transformation." Deshalb habe er einen Entwicklungsprozess eingeleitet, um die Bank agiler und einfacher zu machen. "Denn eine Bank muss fit bleiben, um im internationalen Geschäft bestehen zu können. Und flexibel sein, weil die Herausforderungen sich schnell ändern."

Damit spricht Hamers nicht zuletzt sich selber an: Denn die plötzlich geänderten Herausforderungen mit der Übernahme der CS haben ihm den Job als UBS-Chef gekostet, obwohl auch er gerne die neue Superbank geleitet hätte.

(cash/AWP)