Bei der Grossbank UBS stehen die Integration der Credit Suisse sowie die laufende Kapitaldiskussion im Vordergrund. Das operative Geschäft schätzen Analysten weiterhin als solide ein. Angesichts einer hohen Vergleichsbasis dürfte das Ergebnis allerdings tiefer ausfallen als im Vorjahresquartal.
Die drei Analysten, die zum AWP-Konsens beigetragen haben, schätzen den Geschäftsertrag auf 11,814 Milliarden Dollar, nach 12,334 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Auch das Konzernergebnis dürfte sinken: Während die UBS im dritten Quartal 2024 noch 1,425 Milliarden Dollar verdiente, dürfte es im vergangenen Quartal 1,133 Milliarden betragen haben.
Operativer Fokus
Zahlreiche Sonderfaktoren wie Integrationskosten wegen der laufenden CS-Integration kommen hinzu. Und auch wie einige US-Grossbanken, die bereits Zahlen vorgelegt haben und dabei die Markterwartungen übertroffen haben, bleibt Unsicherheit rund um die Zollquerelen und den verschiedenen geopolitischen Spannungen.
Eine gewisse Unsicherheit herrscht bei den Analysten zudem über die finanziellen Auswirkungen verschiedener abgeschlossener Rechtsfälle. So schaffte die UBS etwa zwei grosse Altlasten aus der Welt. Für den Steuerstreit mit Frankreich, bei dem sich die UBS im September aussergerichtlich geeinigt hat, dürfte die Bank rund 300 Millionen US-Dollar Rückstellungen auflösen können. Hinzu kommt noch der RMBS-Fall der CS in den USA ("Ramsch-Hypotheken"), für den aber keine Details über die Rückstellungen bekannt sind. Morgan Stanley etwa rechnet für beide Fälle insgesamt mit einer Auflösung in der Höhe von 500 Millionen Dollar.
Kapitaldiskussionen
Die Investoren dürften sich sehr für weitere Aussagen in Sachen Kapitaldiskussion interessieren - insbesondere, ob es mittlerweile zu konstruktiven Gesprächen mit der Regierung gekommen ist und welche Gegenmassnahmen die UBS plant, um mögliche zusätzliche Kapitalbelastungen aufzufangen.
Streitthema ist vor allem die Forderung des Bundes, Auslandstöchter vollständig mit Eigenmitteln zu unterlegen. Verschiedene Medienberichte haben über einen «Kompromiss» spekuliert: Zusätzliche Kapitalanforderungen von derzeit noch im Raum stehenden rund 24 Milliarden könnten auf noch 15 Milliarden gesenkt werden. Diese kämen zu den bereits kommunizierten rund 18 Milliarden Dollar hinzu, welche die UBS als Folge der CS-Übernahme ohnehin schon zusätzlich halten muss. Die Bank sieht die vom Bund vorgeschlagenen Kapitalanforderungen als unverhältnismässig und extrem an, wie das Management unter CEO Sergio Ermotti immer wieder betonte.
Nach Ansicht von Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti hingegen ist es «keinesfalls eine Extremlösung», wie er unlängst in einem Gastbeitrag in der «Finanz und Wirtschaft» schrieb. «Die Massnahme zielt genau auf den Umstand, der Credit Suisse einst zum Verhängnis wurde.» Es sei «bei näherer Betrachtung ein moderater, ausgewogener und zielgerichteter Kompromiss», so der als Vater der «Too-big-to-fail»-Regulierung geltende Professor.
Ein weiteres Aufregerthema bleibt die Abschreibung der AT1-Anleihen der früheren Credit Suisse. Das Bundesverwaltungsgericht hat die Abschreibung im Wert von etwa 16,5 Milliarden Franken vor rund zwei Wochen aufgehoben. Ausstehend sind zudem auch Klagen von ehemaligen CS-Kleinaktionären im Zusammenhang mit dem bei der Übernahme durch die UBS gezahlten Kaufpreis.
Fortschritte bei der Integration und Mittelfristziele
Wichtig wird sein, wie viele Fortschritte die UBS bei der Integration der Credit Suisse gemacht hat. Derweil läuft die wichtige Überführung der früheren CS-Kundenkonten in der Schweiz. Bis zum zweiten Quartal 2024 hat die Bankengruppe Einsparungen von 9,1 Milliarden Dollar erzielt, was 70 Prozent des Gesamtplans entspricht. Bis Ende 2026 sollen es konzernweit annualisierte Kosteneinsparungen von brutto rund 13 Milliarden Dollar werden im Vergleich zum Jahr 2022 - vor der Übernahme der Credit Suisse.
Die UBS hat Ende August 2023 Mittelfristziele bis Ende 2026 kommuniziert und diese im Februar 2024 teils angepasst. Auch nach den Anfang Juni 2025 vom Bundesrat vorgestellten Massnahmen bezüglich höherer Kapitalanforderungen für die UBS wurden diese bestätigt. Eine bereinigte Rendite auf das harte Kernkapital (RoCET1) von rund 15% wird angepeilt. Ebenso dürfte das bereinigte Cost/Income-Ratio unter 70 Prozent liegen und die Brutto-Kosteneinsparungen rund 13 Milliarden Dollar (im Vergleich zu 2022) betragen.
Bis 2026 sind die angestrebten Kapitalquoten während der Integration eine harte CET1-Kernkapitalquote von rund 14 Prozent und ein CET1-Leverage-Ratio von über 4,0 Prozent.
Die UBS hält zudem für 2025 an ihren Plänen für Aktienrückkäufe und an einer um rund 10 Prozent steigenden Dividende fest. Wie hoch die Aktienrückkäufe im kommenden Jahr ausfallen werden, will sie nach dem Bundesratsentscheid erst mit den Finanzergebnissen für das Gesamtjahr 2025 bekanntgeben. Ab 2026 sollte eigentlich wieder das Niveau von vor der CS-Übernahme erreicht werden. 2022 hatte die UBS Aktien im Wert von 5,6 Milliarden Dollar zurückgekauft.
Im ersten Halbjahr 2025 hat die UBS bereits Aktienrückkäufe in der Höhe von 1 Milliarde getätigt. Im zweiten Halbjahr sollen es bis zu 2 Milliarden Dollar werden. Im derzeit seit 1. Juli laufenden Rückkaufprogramm wurden bis dato Aktien im Wert von rund 1,25 Milliarden Franken zurückgekauft.
Aktienentwicklung
Die UBS-Aktie hatte nach einem mässigem Vorjahr (Kursgewinn rund 6,3 Prozent) in diesem Jahr einen Raketenstart an den Tag gelegt und stieg bis Anfang Februar auf ein Jahreshoch bei über 32 Franken - so teuer waren sie seit der grossen Finanzkrise nicht mehr. Daraufhin fiel die Aktie mit den Turbulenzen im Zuge der US-Zollankündigungen Anfang April wieder deutlich bis auf fast 20 Franken zurück.
Seither hat sie sich allerdings wieder auf über 30 Franken erholt und steht damit im laufenden Jahr rund 11 Prozent im Plus. Am 22. September markierte sie gar ein neues Mehrjahreshoch bei 33,77 Franken, verlor dann aber in den vergangen Wochen mit den AT1-News sowie mit aufgeflammten Kreditsorgen nach den Insolvenzen des Autoteileherstellers First Brands und der Autohauskette Tricolor in den USA.
Analysten sind insgesamt positiv gestimmt: Rund zwölf Experten empfehlen die UBS-Papiere zum Kauf, fünf zum Halten und zwei einen Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 32,93 Franken - rund sieben Prozent Aufwärtspotenzial.
(AWP/cash)
