Mehrere hundert Kunden hätten mit den komplexen Währungsderivaten Verluste eingefahren, nachdem US-Präsident Donald Trump mit seiner Zollpolitik Anfang April heftige Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst hatte, erklärten mit der Situation vertraute Personen. Darunter seien auch Kunden in der Schweiz. Insgesamt hätten sich die Verluste auf mehrere hundert Millionen Franken belaufen, sagte eine der Personen.

Unter denjenigen, die Entschädigungen fordern, befänden sich wohlhabendere Privatkunden, die sich auf den Standpunkt stellten, ihnen seien komplexe Produkte verkauft worden, die sie nicht verstanden hätten und die nur für erfahrene Anleger geeignet seien. In einem Beispiel habe ein UBS-Kunde mehr als 50 Prozent einer im Februar getätigten Investition in ein Devisenderivat verloren, mit dem Dollar gekauft und Franken verkauft wurden.

Dies geht aus einem auf den 9. Mai datierten Dokument hervor, das von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehen werden konnte. Dieser Kunde und drei weitere Kunden hätten bisher mehr als vier Millionen Franken an Verlusten aus den Derivaten angehäuft, sagte einer der Insider. Reuters konnte die Gesamthöhe der Verluste und die Höhe der Entschädigung, die UBS in Betracht zieht, nicht in Erfahrung bringen.

«Die extreme Marktvolatilität der letzten Wochen hat sich auf bestimmte Anlagen ausgewirkt», erklärte die UBS in einer Stellungnahme. «Die allermeisten unserer Kunden haben diversifizierte Investmentportfolios und sind damit in dieser volatilen Zeit relativ gut gefahren. Wir prüfen allfällige unerwartete Auswirkungen mit den betroffenen Kunden», hiess es weiter.

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma wollte den Fall nicht kommentieren. Die Behörde äussere sich grundsätzlich nicht zu ihrer Aufsichtstätigkeit oder zu Einzelfällen. Generell gelte, dass die Finma die Marktentwicklung und die Entwicklung bei den beaufsichtigten Instituten eng verfolge, auch im Austausch mit Partnerbehörden.

Obwohl der Umfang der Kundenverluste, über die bisher berichtet wurde, nur einen kleinen Bruchteil der 5,9 Billionen Dollar ausmacht, die die UBS verwaltet, ist es selten, dass die Bank Entschädigungen anbietet. Die Institute sind verpflichtet, sicherzustellen, dass die Finanzprodukte für die Kunden, denen sie verkaufen, geeignet sind.

Diskussionen über die Kundenverluste kommen für UBS zu einem heiklen Zeitpunkt

Die Diskussionen über die Kundenverluste kommen für UBS zu einem heiklen Zeitpunkt, denn Anfang Juni legt das Schweizer Finanzministerium einen Vorschlag vor, wieviel zusätzliches Kapital das Geldhaus möglicherweise halten muss, um die Risiken für die Steuerzahler bei einer möglichen Schieflage zu begrenzen.

UBS verkaufte den Kunden sogenannte «Conditional Target Redemption Forwards,» wie aus einem von Reuters eingesehenen Produktprospekt vom Februar hervorgeht und von Insidern bestätigt wurde. Dabei handelt es sich um derivative Devisenprodukte, die es den Kunden ermöglichen, Dollar zu kaufen und Franken zu einem besseren Kurs als dem aktuellen Marktkurs zu verkaufen. Wenn der Kurs über einen bestimmten Zeitraum hinweg eine bestimmte Schwelle hinter sich lässt, kann dies dem Prospekt zufolge aber zu grossen Verlusten führen. Die Verluste kumulieren sich und können die Anfangsinvestition übersteigen. Trumps Ankündigung von Zöllen Anfang April löste kräftige Kursverluste des Dollars und den grössten monatlichen Anstieg des Frankens seit 2015 aus.

In dem Prospekt weist UBS darauf hin, dass die Instrumente nicht für alle Anleger geeignet seien und dass der Handel mit diesen Instrumenten als riskant angesehen werde und nur für erfahrene Anleger geeignet sei. Als Reaktion auf Schwankungen der Zinssätze oder Wechselkurse könnten die Produkte hochvolatil sein. «Target Redemption Forwards» werden in der Regel an Profikunden sowie gut vermögende und erfahrene Anleger verkauft.

Auf die Frage von Journalisten nach Kunden, die mit Währungsverlusten konfrontiert sind, sagte Finanzchef Todd Tuckner Ende April: «Wenn es Volatilität gibt, wird es Kunden geben, die durch diese Volatilität Gewinne erzielen, und Kunden, die Verluste machen.» Schweizer Medien wie die «Neue Zürcher Zeitung», die «SonntagsZeitung» und die Onlinepublikation «Inside Paradeplatz» hatten zuvor berichtet, dass mehrere hundert Kunden von den Verlusten betroffen seien.

(Reuters)