Der Jahresauftakt dürfte für beide Schweizer Grossbanken ein deprimierendes Erlebnis gewesen sein. In einem Kommentar zur UBS fasst das Brokerhaus Kepler Cheuvreux ziemlich all das zusammen, was die beiden Konzerne durchgemacht haben: "Marktbewegungen dürften die verwalteten Vermögen um 2 bis 4 Prozent gesenkt haben, während die Kundenaktivitäten durchs Band zurückgegangen sind, der Ertrag der Investmentbank zweistellig eingebrochen ist, der Ertrag aus dem Kreditwesen unter Druck blieben und das die Kundenbeziehungen zur Energiebranche möglicherweise Rückstellungen erfordern."

Am 3. Mai, dem nächsten Dienstag, stellt die UBS ihr Erstquartalsergebnis vor. Die Credit Suisse folgt mit ihrer Bilanzvorlage am 10. Mai. Normalerweise ist das erste Quartal eines der profitabelsten für grosse, weltumspannende Banken. Der Börsenabschwung trifft aber sowohl die Investmentbanken, als auch die weltweit betriebene Vermögensverwaltung, die nach den jüngsten Strategie-Updates der Credit Suisse nun bei beiden Banken das primäre Standbein darstellen soll.

Handeln die reichen Kunden nicht genug, fällt für die Banken weniger an Gebühren ab. Dieses Bild zeigt sich immer dann, wenn die Märkte besonders unsicher geworden sind. Goldman Sachs verweist in einem Marktkommentar darauf, dass der MSCI World Index, der Aktienentwicklungen in 23 Ländern abbildet, im ersten Quartal um 3 Prozent gefallen sei, mit einem besonders deutlichen Rückgang in Asien. Genau solche Entwicklungen fürchten Wealth-Management-Kunden.

Im Investmentbanking haben die grossen US-Unternehmen J.P. Morgan, Bank of America, Citigroup und Merrill Lynch einen Rückgang der Erträge um 18 Prozent im Jahresvergleich verzeichnet. Stark betroffen vom Abschwung war das Anleihengeschäft. Die CS hat bereits angedeutet, dass die Sparte einen Verlust verzeichnen wird, verstärkt dadurch, dass die Bank entschiedener als früher Risikopositionen abbaut.

Bank-Aktien abgestraft

Beide Banken hatten in den vergangenen Monaten keine gute Zeit an der Börse. Die CS-Aktie ist immer noch die meistgebeutelte im Leitindex SMI. Sie hat ihren Wert seit einem Ein-Jahres-Hoch im August fast halbiert. Seit Jahresbeginn liegt der Kurs um 31 Prozent tiefer, wobei sie sich im Zuge einer allgemeinen Erholung seit der ersten Februarhälfte etwas nach oben gearbeitet hat. Die UBS-Aktie liegt derzeit um 15 Prozent unter Jahresbeginn, hat sich seit Februar aber auch etwas stärker erholt als die CS-Aktie.

Verlauf der CS-Aktie (rot) und der UBS-Aktie (grün) in den vergangenen zwölf Monaten (Quelle: cash.ch).

Der erwartete schlechte Verlauf des ersten Quartals ist bei beiden Banken eingepreist. Sollten die Nachrichten der beiden Banken in der nächsten und der übernächsten Woche aber besonders schlecht ausfallen, würden die Kursverlaufe ziemlich sicher noch einmal erschüttert. Ein solcher Negativ-Effekt könnte der schon erwähnte tiefe Ölpreis sein, der über Kundenbeziehungen zu Abschreibungen führen könnte.

CS-Aktie trotz allem besser?

Bei der UBS bleibt eines der grossen Risikothemen die Rechtsfälle, mit denen sie in Frankreich, Belgien und weiterhin vor US-Gerichten konfrontiert ist. Unsicherheiten bestehen diesbezüglich aber auch bei der CS genug. Bei der Nummer zwei am Schweizer Bankenplatz interessiert die Investoren auch die Kapitalsituation: Mit einer Kernkapitalquote von 11,4 Prozent ist sie immer noch vergleichsweise schwach kapitalisiert. Bei der UBS ist die Kernkapitalquote mit 13,4 Prozent klar höher.

Positive Impulse könnten sich auf der anderen Seite bei der CS einstellen: Goldman Sachs geht davon aus, dass die CS zumindest beim Neugeldzufluss weiter punkten konnte, vor allem in Asien. Die britische HBSC kommt in ihrer Markteinschätzung interessanterweise zum Schluss, dass die CS-Aktie langfristig interessanter sei als jene der UBS. Die kleinere der beiden Grossbanken habe auf längere Sicht ein gutes Potential von der Restrukturierung zu profitieren und verspreche, ein stabiles Geschäftsmodell aufbauen und die Investmentbank profitabel verschlanken zu können.