Die grösste Fusion im Bankwesen seit der Finanzkrise 2008 ist besiegelt. Die UBS gab den Vollzug der Transaktion in einem offenen Brief in lokalen und internationalen Zeitungen am Montag bekannt. "Heute erreichen wir einen wichtigen Meilenstein", hiess es in dem offenen Brief. "Wir haben den rechtlichen Abschluss der Übernahme von Credit Suisse vollzogen."

Nach der CS-Übernahme rechnet die UBS mit einer unverändert soliden Bilanz. Die harte Kernkapitalquote (CET1) dürfte im zweiten Quartal 2023 bei etwa 14 Prozent liegen und auch für den Rest des Jahres auf ungefähr gleichem Niveau bleiben, teilte die Grossbank am Montag mit. Für das erste Quartal 2023 wies die UBS eine Kernkapitalquote von 13,9 Prozent aus. Zudem gehe die Bank davon aus, dass die operativen Verluste und erheblichen Restrukturierungsaufwendungen der Credit Suisse durch eine Reduktion der risikogewichteten Aktiva ausgeglichen werden.

Die Ankündigung beendet fast drei Monate der Ungewissheit für Mitarbeiter der Credit Suisse und leitet eine Phase komplexer Integration ein, die wahrscheinlich noch Tausende Arbeitsplätze kosten wird. Erst am Freitag war als grösste verbliebene Hürde eine Vereinbarung mit der Schweizer Regierung über einer Verlustgarantie in Höhe von 9 Milliarden Franken unterzeichnet worden.

Die UBS zahlt für die Credit Suisse nur rund 3 Milliarden Franken, was weit unter dem Buchwert liegt und deshalb im zweiten Quartal zu einem deutlich zweistelligen Milliardenbetrag als Buchgewinn führen wird. Der sogenannte “negative Goodwill” dient der UBS auch als Puffer für Verluste, Rechtskosten und Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit dem Deal.

UBS will Risiken bei CS reduzieren

Zusätzlich hatte die UBS aber auch auf die staatliche Absicherung vor schwer vorhersehbaren Verlusten gedrängt, da für eine ordentliche Buchprüfung im März keine Zeit war. Laut der Vereinbarung von Freitag deckt diese nun ein spezifisches Portfolio von Bilanzposten der Credit Suisse ab, das rund 3 Prozent der Bilanzsumme der fusionierten Bank entspricht. Also etwa 44 Milliarden Franken.

Die UBS hat erklärt, dass sie die Risiken in der Investmentbank reduzieren und die Geschäfte der Credit Suisse mit ihren Kunden unter Kontrolle nehmen will. So dürfen keine Neukunden aus als besonders riskant eingestuften Ländern wie Libyen, Russland, Venezuela und dem Sudan aufgenommen werden. Auch mit Blick auf die Ukraine gebe es Beschränkungen. Zudem dürfen keine neuen Finanzprodukte ohne Zustimmung von UBS-Managern aufgelegt werden. Credit Suisse lehnte eine Stellungnahme ab.

Konzernchef Sergio Ermotti hat bereits klargemacht, dass die UBS aufgrund der unterschiedlichen Risikobewertung nicht alle CS-Kunden übernehmen kann. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher hat zudem erklärt, dass die Mitarbeiter durch einen “Kulturfilter” betrachtet werden sollen, um sicherzustellen, dass sie zur UBS passen.

Entscheidung über CS-Inlandsgeschäft in Q3

“Wir setzen weiterhin auf unsere starke UBS-Unternehmenskultur, unseren konservativen Risikoansatz und unsere hohe Servicequalität – und werden dabei keinerlei Kompromisse eingehen”, heisst es in dem offenen Brief von Kelleher und Ermotti.

Eine wichtige Entscheidung im Rahmen der Integration betrifft die Zukunft des Schweizer Inlandsgeschäfts der Credit Suisse. Dieser Teil gilt als Kronjuwel, war er doch trotz der Turbulenzen in anderen Ländern stets profitabel, und er spielt eine führende Rolle für Schweizer Unternehmen und Privatkunden.

Ursprünglich hatte die UBS geplant, das Schweizgeschäft vollständig zu integrieren, ruderte dann aber etwas zurück. Ermotti sagte, dass alle Optionen auf dem Tisch lägen, einschliesslich Verkauf oder Abspaltung. Eine Entscheidung soll im dritten Quartal fallen.

(Reuters/cash)