Der Sieg von Emmanuel Macron über die europakritische Widersacherin Marine Le Pen in Frankreich setzt dem Franken zu. Nach einem Vorstoss in die Nähe von 1,10 Franken hat sich der zuvor schwache Euro in der Region von 1,09 Franken eingependelt.

Noch sind die voraussichtlich im Herbst angesetzten Wahlen in Italien nicht vom Tisch. So richtig an einen Sieg der europafeindlichen politischen Kräfte glaubt mittlerweile allerdings kaum noch jemand.

Davon lassen sich auch die Währungsstrategen der UBS Investmentbank nicht abschrecken. Ihre Schlüsselbotschaft: An der Kaufkraftparität gemessen ist der Franken gegenüber dem Euro noch immer um rund 30 Prozent überbewertet. Die Kaufkraftparität vergleicht die Lebenshaltungskosten zweier Länder anhand eines repräsentativen Warenkorbs. Dadurch lässt sich der faire Wechselkurs ermitteln.

Zwei eher überraschende Handelsempfehlungen

Mit einer raschen Annäherung des Frankens an den fairen Wechselkurs zum Euro rechnen die Experten dennoch nicht, wie die überarbeiteten Währungsprognosen verraten. Dank nachlassenden politischen Unwägbarkeiten, wird dem Euro bis Ende Jahr neuerdings aber immerhin einen Anstieg auf 1,13 (bisher: 1,11) Franken zugetraut. Bis Ende 2018 sollte die europäische Einheitswährung dann sogar bis auf 1,16 Franken (bisher: 1,13) Franken vorstossen.

Kursentwicklung des Euro (rot) sowie des Dollar (grün) zum Franken (Quelle: www.cash.ch)

Zu Anpassungen kommt es auch beim Dollar. Geht es nach den Währungsstrategen der Schweizer Grossbank, sollte sich der Greenback bis Ende Jahr auf 1 (bisher: 0,98) Franken erholen und in den darauffolgenden 12 Monaten dann auf 0,99 (bisher: 0,97) Franken zurückfallen.

Wer jetzt denkt, dass die Experten zum Kauf von Euro und Dollar gegen Franken raten, der irrt. Denn das grösste Aufwärtspotenzial sagen sie der Schwedischen sowie der Tschechischen Krone nach. Anleger sollten über diese beiden Währungen auf einen schwächeren Franken setzen, so das Fazit.

Deutsche Grossbanken halten dagegen

Negative Impulse für den Franken sieht man bei der Schweizer Grossbank nicht nur von den nachlassenden politischen Unsicherheiten, sondern auch von den Verhandlungen zwischen Grossbritannien und der Europäischen Union sowie von der erwarteten Normalisierung der von der Europäischen Zentralbank verfolgten Geldpolitik ausgehen. Die freundlicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den umliegenden europäischen Ländern sprechen ebenfalls für einen schwächeren Franken.

Nicht nur die Währungsstrategen der UBS Investmentbank sind Franken-bearish. Schon vor einigen Wochen gaben die bankinternen Kollegen vom UBS Wealth Management bekannt, dass die den Eurokurs bei Jahresende um 1,12 und in rund zwölf Monaten sogar bei 1,16 Franken sehen.

Auch die Experten der Credit Suisse prognostizieren über die nächsten 12 bis 18 Monate einen schwächeren Franken. Dem halten gleich mehrere deutsche Grossbanken entschieden entgegen. Insbesondere die Commerzbank warnt schon seit Monaten immer wieder vor einem Rückschlag des Euro auf einen Franken. Und auch eine Online-Umfrage von cash mit 5000 Teilnehmenden vor einem Monat ergab: Mit einer klar schwächeren Landeswährung rechnen die wenigsten.

Welches der beiden Lager letztendlich Recht bekommt, entscheidet die Entwicklung des Euro gegenüber dem Dollar. Händlern zufolge ist der Franken nämlich schon seit Wochen nur noch ein Nebenschauplatz.