Hongkong ist im Ausnahmezustand: Demonstranten wollen verhindern, dass ein neues Gesetz Auslieferungen nach Festland-China möglich macht. Gemäss ihrer Argumentation würde das Rechtssystem Hongkongs, das bisher weitgehend von China getrennt ist, ausgehöhlt. Je nach Quelle gehen deswegen in diesen Tagen Hunderttausende bis über einer Million Hongkonger auf die Strasse.

Mit negativen Auswirkungen auf Luxusgüteraktien: Hongkong gilt als äusserst beliebte Destination für wohlhabende Chinesen, die sich dort während ihren Ferien auch gerne mit Uhren oder Schmuck zudecken. Gemäss einer Analyse der UBS ist Hongkong für 5 Prozent aller Umsätze im Luxusgütersektor zuständig, bei überdurchschnittlicher Profitabilität.

Befürchtet wird nun, dass die China-Touristen ausbleiben und die Umsätze einbrechen werden. Bereits im Jahr 2014 kam es zu Protesten, die damals das Sentiment der Luxusgüterbranche ins Negative kippen liessen.

Wie Berechnungen von UBS und Bloomberg aufzeigen, sind es Richemont und Swatch, die mit einem Anteil von 11 beziehungsweise 10 Prozent am Gesamtumsatz am stärksten von Hongkong abhängig sind. Spitzt sich die Situation in der ehemaligen britischen Kronkolonie weiter zu, wären daher ausgerechnet die beiden Schweizer Hersteller die grössten Leidtragenden.

Europäische Luxusgüteraktien mit Umsatzanteil von über 5 Prozent in Hongkong

TitelAnteil Honkong-Geschäft an ErlösenKGV 2019Durchschn. Kursziel Potenzial
Richemont11%2381-1%
Swatch10%15312 +16%
Burberry9%211869,70+4%
Hermes8%44559,80-12%
Kering7 bis 8%20558,40+9%
LVMH6%25359,80-2%
Moncler6%2539+7%
Tod's6%3638,10-17%

Quellen: UBS und Bloomberg

Und die Proteste sind nicht die einzigen Sorgen der Branche: Bereits in vergangenen Monaten seien die Retailverkäufe schwächer ausgefallen, sagt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann zu Bloomberg. Zusätzlich nämlich drückt der Handelsstreit USA-China auf die Stimmung.

Alle legen zu - nur Swatch nicht

Dennnoch hält sich die europäische Luxusgüterbranche erstaunlich gut. So schiesst LVMH etwa seit Jahresbeginn um 42 Prozent nach oben, bei Richemont und Hermes sind es ebenfalls sehr beachtliche plus 30 Prozent. Nur eine Aktie aus diesem Segment tanzt aus der Reihe: Swatch. Mit minus 7 Prozent seit dem 1. Januar und gar minus 43 Prozent in den letzten 52 Wochen stellt der Bieler Uhrenkonzern auch das Schlusslicht am Swiss Market Index dar.

Viel Negatives scheint bei Swatch inzwischen im Kurs eingepreist. "Die Investorenstimmung bei Swatch ist bereits ziemlich betrübt nach der starken Preiskorrektur der letzten 12 Monate", so Schwendimann zu Bloomberg. "Buy on bad news" könne nun bald zum Thema werden. Mit anderen Worten: Die Lage wird bei Swatch derzeit etwas zu negativ gesehen, es kann künftig fast nur besser werden.

Auch die Bewertung spricht für eine Erholung. Swatch ist unter den Luxusgüteraktien mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 von 15 der günstigste Wert. Zudem ist das Aufwärtspotenzial gemessen an den Analystenkurszielen mit plus 16 Prozent am grössten (das durchschnittliche Kursziel liegt bei 312 Franken).

Am heutigen Mittwoch fällt Swatch mit zwischenzeitlich fast plus 2 Prozent im Tagesverlauf positiv auf. Gute Schweizer Uhrenexportzahlen könnten am Donnerstag für einen zusätzlichen Schub sorgen und die Trendwende einleiten - oder im Falle einer Enttäuschung die kurzfristige Kurserholung bereits wieder zunichte machen.