Die eigene Währung werde angesichts der Zersplitterung des Welthandels und der zunehmenden Verbindungen zu Europa möglicherweise künftig enger an den Euro gebunden, betonte Zentralbankgouverneur Andrij Pyschnyj gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ein möglicher Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union mache eine Prüfung erforderlich, ob der Euro anstelle des Dollars als Referenzwährung für die 1996 eingeführte ukrainische Hrywnja dienen sollte, so Pyschnyj in einer E-Mail an Reuters.
Auch eine Stärkung der Rolle der EU bei der Sicherstellung der ukrainischen Verteidigungskapazitäten, eine grössere Volatilität auf den Weltmärkten und die Wahrscheinlichkeit einer Fragmentierung des Welthandels trügen dazu bei. «Diese Arbeit ist komplex und erfordert eine qualitativ hochwertige, vielseitige Vorbereitung», fügte Pyschnyj hinzu.
Experten äusserten Verständnis für die Überlegungen. «Das Schicksal der Ukraine ist sicherlich eng mit Europa und der europäischen Verteidigung verknüpft», sagte Ökonom Phoenix Kalen vom französischen Finanzhaus Société Générale. «Aus dieser Perspektive werden alle wirtschaftlichen und politischen Ziele weiterhin eng mit dem Euro verknüpft sein. Daher halte ich es aus vielen Gründen für sinnvoll, diesen Wechsel in Erwägung zu ziehen.»
Der Dollar dominiert bislang den internationalen Handel und macht den Grossteil der weltweiten Reserven aus. Manche Volkswirtschaften binden ihre Währungen an den Dollar. Doch unter Präsident Donald Trump haben die USA einen Handelskrieg mit hohen Zöllen losgetreten. Beobachter hatten darauf verwiesen, dass das die künftige Rolle des Dollars als globale Reservewährung nicht gerade stärke.
Seit Trumps Rückkehr ins Weisse Haus hat der Dollar gegenüber einem Korb der wichtigsten Währungen mehr als neun Prozent an Wert verloren, da sich die Anleger aus US-Vermögenswerten zurückziehen. Trump hat zudem vorübergehend die Militärhilfe für die Ukraine eingestellt.
Eine Wiederbelebung der Investitions- und Konsumtätigkeit dank engerer Verbindungen mit Europa dürfte das Wirtschaftswachstum der Ukraine in den nächsten zwei Jahren leicht von 3,7 bis 3,9 Prozent anziehen lassen, sagte Zentralbankchef Pyschnyj. Allerdings hänge dies stark vom Verlauf des von Russland begonnenen Krieges ab. «Ein schnelles Ende des Krieges wäre eindeutig ein positives Szenario mit guten wirtschaftlichen Folgen, wenn damit Sicherheitsgarantien für die Ukraine verbunden wären», sagte er.
(Reuters)
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Klar. So kann man besser handeln, ohne das Herr Trump den Dollar sanktioniert. Geld muss fliessen.