Die russischen Truppen konzentrierten alle Kräfte darauf, die Stadt einzunehmen, sagte der Sprecher des ukrainischen Militärkommandos Ost, Serhij Tscherewatji, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. An einigen Stellen verzeichne Russland taktische Erfolge, aber es zahle dafür einen "exorbitanten Preis und verliert jeden Tag Kampfpotenzial". Allerdings haben nach britischen Angaben russische Truppen das Westufer des Flusses Bachmutka unter ihre Kontrolle gebracht und bedrohen damit eine wichtige Versorgungsroute des ukrainischen Militärs. Dazu sagte Tscherewatji, die Lage sei schwierig, doch die russischen Truppen verzeichneten keinen "strategischen Erfolg".

Um die kleine Stadt Bachmut in der Region Donezk, die vor dem Krieg rund 70'000 Menschen zählte, wird seit Monaten erbittert gekämpft. Die Schlacht ist westlichen Experten zufolge eine derjenigen mit den höchsten Verlusten. Auf russischer Seite sind auch Wagner-Söldner des Unternehmers Jewgeni Prigoschin im Einsatz. Dieser hatte bereits die faktische Einnahme der Stadt verkündet. Sollte dies geschehen, wäre mit Bachmut die letzte Stadt in Donezk an Russland gefallen. Ihre Einnahme wäre der erste grössere Erfolg der Invasionstruppen seit mehr als einem halben Jahr und würde den Weg öffnen, die übrigen städtischen Zentren im Donbass unter russische Kontrolle zu bringen. Der industriell geprägte Donbass im Osten der Ukraine besteht aus den Regionen Donezk und Luhansk.

Grossbritannien: Russische Truppen machen Fortschritte

"Die Situation ist schwierig, der Feind konzentriert maximale Anstrengungen, um Bachmut zu erobern", sagte Militärsprecher Tscherewatji. "Er erleidet jedoch ernsthafte Verluste und erreicht keinen strategischen Erfolg." Das ukrainische Militär treffe alle Entscheidungen mit dem Ziel, "dem Feind nicht zu erlauben, unsere Verteidigung zu durchbrechen, ihm maximalen Schaden zuzufügen und Soldaten zu schonen". Die Ukraine habe die Lage in Bachmut unter Kontrolle und verstehe Russlands Absichten, sagte Tscherewatji.

Sollte sich jedoch der Bericht des britischen Militärgeheimdienstes bewahrheiten, stehen die ukrainischen Truppen in Bachmut unter immensem Druck. Denn danach haben die russischen Truppen Fortschritte gemacht. Sie seien höchstwahrscheinlich ins Stadtzentrum vorgedrungen, teilte das britische Verteidigungsministerium auf Twitter aus dem jüngsten Geheimdienstbericht mit. "Die wichtige Versorgungsroute 0506 der Ukraine in den Westen der Stadt ist wahrscheinlich ernsthaft bedroht."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erst diese Woche gesagt, die ukrainischen Soldaten würden sich aus Bachmut zurückziehen, sollte die Einkesselung der Stadt drohen.

(Reuters)