Die Ukraine berichtet von schweren Kämpfen und ersten kleineren Erfolgen im Zuge ihrer Gegenoffensive. Seit Sonntag seien vier Dörfer im Südosten zurückerobert worden, teilte die Regierung in Kiew am Montag mit. Es ist der schnellste Vorstoss der ukrainischen Truppen seit sieben Monaten. Ein Durchbruch der tiefen russischen Verteidigungslinien ist das allerdings nicht.

In der Nacht zu Montag habe es rund 25 Gefechte mit russischen Truppen in der Nähe von Bachmut im Osten gegeben, erklärte der ukrainische Generalstab. Auch weiter südlich in der Nähe von Awdijwka und Marjinka sei es zu Kämpfen gekommen. Die drei Ortschaften liegen in der ostukrainischen Oblast Donezk. Auch bei Bilohoriwka in der Oblast Luhansk hätten sich ukrainische und russische Einheiten Gefechte geliefert. Unabhängig kontrollieren lassen sich solche Meldungen allerdings kaum.

Nach Angaben der Schweizer Behörden wurden zudem am Montag mehrere Internetseiten der Bundesverwaltung von prorussischen Hackern angegriffen. Die sogenannte DDoS-Attacke, zu der sich eine Gruppe namens NoName bekannt habe, seien von Experten rasch erkannt und es seien Abwehrmassnahmen ergriffen worden, teilt das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) mit.

Hackerangriff vor Selenskyj-Ansprache

Der Hackerangriff erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem sich das Parlament auf eine für Donnerstag geplante Videoansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorbereitet und fällt mit einem russischen Nationalfeiertag zusammen.

Russland hat nach eigenen Angaben ukrainische Angriffe in den Regionen Donezk und Saporischschja zurückgeschlagen. Zudem hätten die Streitkräfte mit Präzisionswaffen mit grosser Reichweite, die von der Marine im Schwarzen Meer aus abgefeuert worden seien, Nachschublager der ukrainischen Armee beschossen, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Zuvor hatte die Ukraine erste kleinere Erfolge ihrer seit langem erwarteten Gegenoffensive gemeldet.

Zu einer früheren Meldung Russlands, wonach mindestens sieben aus dem Westen gelieferte Leopard-Panzer bei den Kämpfen in der Ukraine zerstört seien, erklärte die Bundesregierung in Berlin, dass sie nach Angaben des Verteidigungsministeriums keine eigenen Erkenntnisse darüber habe. Ob zerstörte Panzer durch eine weitere Lieferung ersetzt würden, konnte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums nicht sagen. 

Kernkraftwerk hat genügend Kühlwasser

Das Kernkraftwerk Saporischschja hat nach ukrainischen Angaben trotz der Zerstörung des Kachowka-Staudamms noch genügend Kühlwasser. Der Wasserstand in den Becken, die zur Kühlung der Reaktoren in Europas größtem AKW verwendet werden, sei trotz des sinkenden Wasserspiegels des nahe gelegenen Kachowkaer Stausees stabil und ausreichend, teilt der ukrainische Umweltminister mit.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA dringt nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms auf einen breiteren Zugang zur Umgebung des Kernkraftwerks. Der Wasserstand des Damms sei am Wochenende zwar etwa einen Tag lang stabil gewesen, erklärt IAEA-Chef Rafael Grossi. "An anderen Stellen des riesigen Stausees sinkt der Pegel jedoch weiter, was zu einer möglichen Differenz von etwa zwei Metern führt." Die Höhe des Wasserspiegels sei ein wichtiger Parameter für die weitere Funktionsfähigkeit der Wasserpumpen. Das Wasser aus dem Stausee wird IAEA-Angaben zufolge zur Kühlung der sechs Reaktoren der Anlage und zur Lagerung abgebrannter Brennelemente verwendet.

Der Ukraine-Krieg führt nach Angaben einer neuen Studie zu einer erhöhten Zahl an Cyberangriffen auch in Deutschland: 16 Prozent der befragten Firmen geben in einer TÜV-Cybersecurity-Studie an, dass es seit dem Krieg in der Ukraine zu verstärkten Angriffen auf sie kam. Bei grossen Unternehmen waren es 2022 sogar 28 Prozent.

(Reuters)