Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms erwarten die ukrainischen Behörden im Gebiet Cherson weiter steigende Wasserstände. Bis Donnerstagvormittag werde das Wasser noch um einen Meter ansteigen, sagte der Sprecher der Chersoner Militärverwaltung, Olexander Tolokonnikow, am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen. Zugleich sagte er, dass der Staudamm weiter breche, weshalb das Wasser noch steigen könne. Das Wasser fliesst aus dem Stausee über die schwer beschädigte Staumauer ab.
In der Grossstadt Cherson stieg das Wasser laut Behörden um mehr als zwei Meter, die Evakuierung der Bewohner laufe, hiess es.
Teils waren Helfer in der Region in Booten unterwegs auf der Suche nach Menschen, die womöglich auf Dächern ihrer überschwemmten Häuser ausharren, um gerettet zu werden. In sozialen Netzwerken gab es Videos von Menschen, die verzweifelt auch ihre durchnässten Hunde, Katzen und anderen Haustiere in Sicherheit bringen wollten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf den russischen Besatzern vor, sie brächten mit dem Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk und den Staudamm alles Leben in Gefahr. Sie hätten am Dienstag absichtlich eines der grössten Wasserreservoirs der Ukraine zerstört. Zehntausende Menschen seien in der Gefahrenzone. Hunderttausende in einem weiteren Einzugsgebiet seien nun ohne normalen Zugang zu Trinkwasser.
"Unsere Dienste, alle, die helfen können, sind bereits im Einsatz", schrieb Selenskyj am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. "Aber wir können nur in dem Gebiet helfen, das von der Ukraine kontrolliert wird." Der Grossteil der Region steht unter russischer Besatzung, wo die Behörden nun den Ausnahmezustand verhängten. Selenskyj warf den Besatzern vor, sich nicht um die Not der Menschen zu kümmern.
(AWP)
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Doch wie Raul Ilargi Meijer schreibt, diskutierten ukrainische Beamte letztes Jahr zweimal (hier und hier) über Kiews Pläne, den Staudamm zu sprengen.
Andrew Korybko legt hier die wahre Geschichte dar:
Die teilweise Zerstörung des Kakhovka-Staudamms am frühen Dienstagmorgen führte dazu, dass Kiew und Moskau Anschuldigungen darüber austauschten, wer die Schuld trägt, doch ein Bericht der Washington Post (WaPo) von Ende Dezember stärkt die Glaubwürdigkeit der Kreml-Version der Ereignisse.
Mit dem Titel „Innerhalb der ukrainischen Gegenoffensive, die Putin schockierte und den Krieg veränderte“ zitierten die Journalisten den ehemaligen Kommandeur der Cherson-Gegenoffensive im November, Generalmajor Andrey Kovalchuk, der schockierend zugab, dieses Kriegsverbrechen geplant zu haben:
„Kowaltschuk dachte darüber nach, den Fluss zu überfluten. Er sagte, die Ukrainer hätten sogar einen Testangriff mit einer HIMARS-Werferrakete an einem der Schleusentore des Nova-Kakhovka-Staudamms durchgeführt und dabei drei Löcher in das Metall gebohrt, um zu sehen, ob das Wasser des Dnjepr so weit angehoben werden könne, dass russische Grenzübergänge verhindert würden, ohne dass es in der Nähe zu Überschwemmungen komme Dörfer. Der Test sei ein Erfolg gewesen, sagte Kowaltschuk, der Schritt sei aber der letzte Ausweg geblieben. Er hat sich zurückgehalten.“ Kiev's Long-Term "Last Resort" Plan To Blow-Up The Kakhova Dam Exposed BY TYLER DURDEN
WEDNESDAY, JUN 07, 2023 - 01:16 AM