Von der ETH über Bern, Basel und St. Gallen versuchen die Universitäten unter anderem mit Gebührenerhöhungen, ihre steigenden Defizite vor dem Hintergrund der für ab 2027 geplanten Kürzungen der Bundesbeiträge aufzufangen.

Zwischen 2027 und 2029 sieht das Sparpaket des Bundes für kantonale Hochschulen eine jährliche Kürzung von 120 Millionen Franken vor. Der Schweizerische Nationalfonds muss mit 139 Millionen Franken weniger auskommen. Die ETH Lausanne und Zürich sind von Kürzungen in der Höhe von 78 Millionen Franken betroffen.

ETH verdreifacht Gebühren für Ausländer

Die beiden ETH-Standorte verdreifachten ihre Gebühren für ausländische Studierende denn auch bereits ab 2025 - von 730 auf 2190 Franken pro Semester. Bei den Studierendenverbänden löste die Massnahme Unverständnis aus. Die unterschiedliche Behandlung von Studierenden aus dem Ausland und aus der Schweiz resultiert aufgrund der interkantonalen Beiträge. Schweizer Studierende bringen eine Finanzierung aus ihrem Heimatkanton mit.

Spannend wird die Massnahme der Universitäten aber vor allem mit Blick auf das Paket rund um die Bilateralen III: Die EU setzt hierbei auf das Prinzip der Gleichbehandlung von Studierenden, was die Hochschulen im Endeffekt zu einem Rückzieher zwingen könnte, gesetzten Falles, das Paket wird durch das Volk angenommen.

Ab dem kommenden Herbst werden auch an der Berner Fachhochschule (BFH) die Semestergebühren erhöht: von 750 auf 850 Franken für Schweizer Studierende und auf bis zu 2350 Franken für ausländische Studierende - also um das Dreifache, wie der Kanton entschied.

Das Studium sollte allen Personen mit den entsprechenden Fähigkeiten unabhängig ihrer ökonomischen Ressourcen offenstehen. Die kürzlich beschlossene Erhöhung mache den Zugang noch stärker von der finanziellen Situation der Studierenden abhängig, teilte die BFH dazu auf Anfrage mit.

Bern und Luzern kürzen Lehrangebot

Die Universität Bern ist bereits im laufenden Jahr mit einem Defizit von bis zu 55 Millionen Franken konfrontiert. Sie beschloss deshalb eine Kürzung ihrer Ausgaben um 15 Millionen Franken für das kommende Jahr. Einige Lehrangebote wurden bereits eingestellt. Weitere Streichungen könnten 2027 folgen.

Die Universität Luzern wiederum plant Einsparungen in der Höhe von rund zwei Millionen Franken. Diese betreffen die sozialwissenschaftliche, die wirtschaftswissenschaftliche und die theologische Fakultät - wobei einige Fächer, so zum Beispiel die Religionswissenschaften, vollständig gestrichen werden. Das strukturelle Defizit bremse die Entwicklung der Institution, teilte die Universität dazu mit.

In Basel, wo das Defizit mit 21,6 Millionen Franken geringer ausfiel als erwartet, werden die Gebühren für Studierende, die ihren Bachelor nicht innert fünf Jahren abschliessen, verdoppelt. Dies entspricht im gesetzten Falle einer Anhebung der Gebühren von 850 auf 1700 Franken.

St. Gallen: Keine Kürzungen bei Lehrveranstaltungen

An der Universität St. Gallen (HSG) wird der Kanton die Gebühren ab dem kommenden Herbst um rund sieben Prozent erhöhen. Ein Bachelorsemester kostet dann für einen Schweizer Studierenden neu rund 1310 Franken und für einen ausländischen Studierenden über 3300 Franken.

Der Staatsbeitrag durch den Kanton wird 2026 fünf Millionen Franken tiefer ausfallen - 2027 bekommt die HSG gar 6,6 Millionen Franken weniger. Weitere finanzielle Auswirkungen wird wohl auch das Entlastungspaket des Bundes haben. Dennoch rechnet die HSG aktuell nicht mit Kündigungen oder der Kürzung von Lehrveranstaltungen aufgrund der Budgetanpassungen.

An der Università della Svizzera italiana (USI) zahlten Studierende derweil bereits vor den Sparplänen höhere Gebühren im Vergleich mit der Restschweiz. Schweizer Studenten zahlen hier 2000, ausländische Studierende 4000 Franken.

«Die Universitätsgebühren wurden von Anfang an über dem Schweizer Durchschnitt festgelegt: Der Beitrag des Kantons war relativ gering und ein wichtiger Teil der Finanzierung der Universität stammte daher aus den Immatrikulationsgebühren der Studierenden. Dies ermöglichte die Entstehung der Institution», erklärte der USI-Kommunikationsdienst.

Weniger Budget in Genf, Lausanne und Freiburg

Genf hat derweil die niedrigsten Universitätsgebühren in der Schweiz. Ausländische Studierende zahlen zudem denselben Betrag wie ihre Schweizer Mitstudierenden. Die Gebühr von 500 Franken bleibt denn auch unverändert, aber die Universität muss ihr Budget bis 2027 um vier Prozent kürzen. Die Einsparungen sollen unter anderem durch die Nichtwiederbesetzung von freien Stellen erreicht werden, hiess es.

Und auch in Lausanne bleibt die Gebühr bei 580 Franken pro Semester - unabhängig von der Herkunft der Studierenden. Diese sind jedoch besorgt über die vorgeschlagenen Kürzungen im Waadtländer Budget 2026 in der Grössenordnung von 13 Millionen Franken. Der Waadtländer Staatsrat ist der Ansicht, dass die Universität dies mit ihren Reserven kompensieren kann.

In Neuenburg, wo sich die Gebühren auf 515 Franken für Schweizer und 790 Franken für Ausländer belaufen, ist die Finanzierung bis 2026 gesichert, für die Folgejahre bleiben aber Unsicherheiten.

Die Universität Freiburg (Unifr) spürt die Kürzungen vonseiten Bund, Kanton und Nationalfonds ebenfalls: Im vergangenen Jahr beliefen sich die Beiträge des Nationalfonds dort auf rund 35 Millionen Franken - was einem Anteil von rund elf Prozent des Budgets der Universität entsprach. Der Kanton kürzt das Budget der Uni zudem vom 13,45 Millionen Franken bis 2027. Jede Fakultät muss daher ab 2027 insgesamt 750'000 Franken zu den Einsparungen beitragen.

Die Kürzungen wirkten sich direkt auf die Forschungsstellen und den wissenschaftlichen Nachwuchs aus, kommentierte die Unifr. Dort zahlen Schweizer Studierende 835 und ausländische Studierende 985 Franken Semestergebühren.

Druck auf Chancengleichheit und Stipendien

Andere Hochschulen bleiben vorerst stabiler. An der Universität Zürich sind die Gebühren seit 2012 unverändert geblieben und betragen weiterhin 720 Franken. Hinzu kommen obligatorische Gebühren, die den Gesamtbetrag auf rund 780 Franken erhöhen. Ausländische Studierende zahlen zusätzliche 500 Franken.

So oder so: Beim Dachverband der Schweizer Hochschulen (Swissuniversities) zeigt man sich besorgt: «Jede bedeutende Erhöhung der Studiengebühren steht im Widerspruch zu einem grundlegenden Prinzip: dem gleichberechtigten Zugang zur Hochschulbildung auf der Grundlage der Leistung. Dieses Prinzip ist in der Schweizer Verfassung und in der von der Schweiz unterzeichneten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert», sagt Verbandspräsidentin Luciana Vaccaro.

Zudem würde eine substanzielle Erhöhung eine Anpassung des Stipendienwesens nach sich ziehen, warnt unter anderem der Kanton Zürich. Vaccaro fügt hinzu: «Die im Entlastungsprogramm vorgesehenen Massnahmen gehen zu weit. Letztlich treffen sie einen Motor des Wohlstands unseres Landes.»

Der Bundesrat hat Anfang Dezember zwar finanzielle Kompensationen für die Hochschulen während vier Jahren angekündigt. Die Mittel für projektgebundene Beiträge sollen aber mehrheitlich gestrichen werden: In der Wintersession hiess der Ständerat diese Massnahme gut. Der Spareffekt für die Jahre 2027 bis 2029 beläuft sich demnach auf insgesamt 87,1 Millionen Franken.

(AWP)