Die cash-Umfrage zur Entwicklung des Swiss Market Index (SMI) bis Ende Juli spricht eine klare Sprache: Eine deutliche Mehrheit von 69 Prozent erwartet, dass der SMI bis Ende Juli weiteres Potenzial nach oben hat. Dies zeigt, dass die Schweizer Anlegerinnen und Anleger in diesem Jahr nicht viel vom Sprichwort "Sell in May and go away" halten. Rein statistisch sind die Börsenmonate Mai und Juni tendenziell schwächere Monate und erst der Juli weiss im langjährigen Schnitt mit Kursgewinnen zu überzeugen. 

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Die Auswertung der cash-Umfrage zur SMI-Entwicklung auf einen Blick (15.05.2023)

Quelle: cash

Einen positiven Einfluss auf das Umfrage-Resultat dürften die von den SMI-Unternehmen zum ersten Quartal veröffentlichten Kennzahlen haben, die durchgängig positiv ausfielen. Selbst Logitech, welche nach dem Kursfeuerwerk während der Corona-Pandemie zuerst zu den grossen Kursgewinnern zählten und dann letztes Jahr aufgrund der Zurückhaltung der Konsumenten an der Börse abgestraft wurden, wussten mit ihrem Quartalsresultat die Analysten zu überzeugen. Die Umfrage zeigt, dass die Investierenden den Unternehmen zutrauen, auch im zweiten Quartal mit positiven Unternehmenskennzahlen aufzuwarten. Die Berichtssaison für das zweite Quartal startet Mitte Juli.  

Vor dem Hintergrund der unsicheren Konjunkturentwicklung, der Zinserhöhungen der Notenbanken, der vielleicht noch nicht ganz ausgestandenen Bankenkrise sowie der Diskussionen um die US-Schuldenobergrenze ist es etwas überraschend, dass das Resultat so deutlich ausfiel.

Für Rückenwind könnte sorgen, dass sich die Kurse nach negativen Kommentaren zu überhöhten Gewinnschätzungen und einem sich weiter verlangsamenden Gewinnwachstum in den letzten Wochen schwach entwickelten.

Die Strategie, Aktien in Schwächephasen hinzukaufen, hat sich in diesem Jahr bewährt - das sogenannte "buy the dip". Ein Grund, weshalb sich diese Strategie weiterhin positiv auswirken dürfte, ist die Zurückhaltung der professionellen Strategen und Vermögensverwalter von Bank of America bis zur UBS. Diese sind immer noch untergewichtet in Aktien engagiert und sehr vorsichtig beim Ausblick. Sollte sich die Inflation nun tatsächlich Normalisieren und die USA eine Rezession vermeiden, dürfte wohl der eine oder andere Finanzinvestor den Aktienanteil mittelfristig wieder ausbauen. 

Die St. Galler Kantonalbank um Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse, hat dies bereits getan und den Aktienanteil in den Kundenportfolios erhöht. Sie schreibt in einem Kommentar Anfang Mai, dass die Inflation in der Tendenz zurückgeht und "wir erwarten, dass die US-Notenbank Fed bald ihren Zielzins erreicht hat und die Zinsen nicht mehr weiter erhöhen wird. Das beeinflusst die Entwicklung an den Aktienmärkten in der Regel positiv". Da die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte die Talsohle erreicht haben dürfte, sollte dies ebenfalls auf die Unternehmen einen positiven Einfluss haben. Die Aktienmärkte nehmen diese Entwicklung üblicherweise vorweg, so Hilb. Bei Schweizer Aktien bleibt sie weiter übergewichtet.

(cash)