Seit Jahren sorgt die Dominanz von Nestlé, Roche und Novartis im Swiss Market Index (SMI) immer wieder für Kritik. Knapp 60 Prozent der Gesamtkapitalisierung bringen die drei Schwergewichte beim Börsenbarometer auf die Waage. Im August  2015 waren es in der Spitze sogar fast 70 Prozent - zu viel für einige Grossinvestoren.

Deshalb führte die Börsenbetreiberin SIX erst vor wenigen Jahren den Swiss Leaders Index (SLI) ein, bei welchem das Gewicht der grössten Titel mit maximal 9 Prozent gekappt ist.

Für viele Beobachter überraschend kündigt die SIX nun auch für die im SMI vertretenen Aktien eine Beschränkung des Gewichts auf maximal 18 Prozent an. Mit dieser Anpassung des Indexregelwerks soll der SMI in Einklang mit den europäischen Diversifizierungsgrenzen gebracht werden, damit Anleger das Börsenbarometer in der Europäischen Union auch in Zukunft als Referenzindex nutzen können.

Anleger bei Nestlé und Novartis zum Verkauf von Aktien gezwungen

Negativ von den Anpassungen betroffen sind die Aktien von Nestlé und Novartis mit einer Gewichtung von 22,94 respektive 18,8 Prozent. Ihr Anteil am SMI wird bis zum 18. September schrittweise auf 18 Prozent reduziert. Ungeschoren davon kommt der Genussschein von Roche mit einem Anteil von 17,37 Prozent am Börsenbarometer.

An der Schweizer Börse SIX verliert die um 0,3 Prozent tiefere Novartis-Aktie in etwa gleich viel wie jene von Nestlé. Händlern zufolge wird letztere nach dem Kurssprung der vorangegangenen Tage von charttechnisch motivierten Käufen gestützt.

Dividendenbereinigter SMI (rot) im 12-Monats-Vergleich mit der Aktie von Nestlé (grün) und jener von Novartis (violett) (Quelle: www.cash.ch)

Schätzungen zufolge werden sich indexorientierte Anleger sowie die Anbieter strukturierter Produkte und börsengehandelter Indexfonds bis dahin von knapp 68 Millionen Nestlé-Aktien trennen. Das entspricht ziemlich genau 15 durchschnittlichen Tagesvolumen. Bei Novartis sollten durch die neuen Indexregeln geschätzte 11,3 Millionen Titel oder knapp drei durchschnittliche Tagevolumen zum Verkauf kommen.

Alle anderen Vertreter aus dem SMI sollten profitieren

Zudem drohen den beiden Schwergewichten ab dem 18. September im Falle einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung jeweils vierteljährlich wieder neue Titelverkäufe.

Den Verkaufserlös müssen indexorientierte Anleger jeweils anteilsmässig in die übrigen 18 Vertreter aus dem SMI reinvestieren, wollen sie das Börsenbarometer in Zukunft eins-zu-eins abbilden. Händlern zufolge gehen davon bis weit in den Herbst hinein positive Kursimpulse aus. Der Aktionäre von Nestlé und Novartis Leid sei jenen der übrigen Unternehmen Freud, so lautet der Tenor.

Die Strategen von Kepler Cheuvreux begrüssen die geplanten Veränderungen und erhoffen sich davon allgemein einen Mittelzufluss an den Schweizer Aktienmarkt. Sie sehen vor allem kleinere Aktien aus dem SMI wie Adecco, Geberit, Givaudan, Julius Bär, SGS, Swisscom, Swiss Life oder Swatch Group als Gewinner aus den Umstellungen hervorgehen.

Verhaltenere Töne schlagen hingegen die Berufskollegen bei der Zürcher Kantonalbank an. Sie hätten es begrüsst, wenn am SMI nach der bisherigen Berechnungsmethode festgehalten und daneben ein neuer gekappter Index nach dem Vorbild des SLI lanciert worden wäre. Dies hätte den nun notwendigen Umstellungsaufwand für Schweizer Investoren reduziert, so sind sich die Strategen sicher.