Mehr als die Hälfte der rund 110 Family Offices, die in nachhaltige Bereiche investieren, sind nicht davon überzeugt, dass sie irreführende Behauptungen bezüglich ihrer Investitionen erkennen könnten. Das geht aus dem Global Family Office Report 2022 der Schweizer Bank hervor. Etwa 53 Prozent haben ihre eigene Due Diligence für nachhaltige Anlagen ausgeweitet, so die UBS.

Die 221 Single-Family Offices, welche die UBS in diesem Jahr befragte, verwalteten ein Vermögen von insgesamt 258,8 Milliarden Dollar - im Durchschnitt 1,2 Milliarden Dollar für einen Kunden. Die Zahl der Family Offices weltweit hat seit der Jahrtausendwende stark zugenommen, teilweise wegen des Booms in der Technologie- und Finanzbranche. Einige der grössten, darunter die des Milliardärs Michael Dell und des Hongkonger Unternehmers Li Ka-shing, verfolgen genauso ausgefeilte Anlageprozesse wie viele institutionelle Firmen.

Das Thema Greenwashing

“Es herrscht eine gesunde Skepsis, ob das, was als grün bezeichnet wird, auch wirklich grün ist”, sagte Joe Stadler, Executive Vice Chairman der Vermögensverwaltungssparte der UBS, in einem Interview. Family Offices ziehen verstärkt sowohl interne Experten zu Rate, also auch Expertise von ausser Haus, sagte er.

Das Thema Greenwashing wird derzeit vor allem durch die Probleme bei dem Vermögensverwalter der Deutsche Bank, der DWS, illustriert, wo es letzte Woche eine Razzia gab. Die Nachfrage nach Investitionen mit hohen Ansprüchen im ökologischen, sozialen und Governance-Bereich, kurz ESG, steigt derweil weiter. Laut Bloomberg Intelligence wird erwartet, dass das in diesem Bereich investierte Vermögen bis 2025 auf mehr als 50 Billionen Dollar ansteigen wird auf etwa ein Drittel des weltweit insgesamt verwalteten Vermögens.

Suche nach gesunden Debatten

Zu den Family Offices, die bereits in nachhaltige Anlagen investieren, gehört Mobilis, welches das Vermögen der Familie Mulliez verwaltet, die hinter der französischen Supermarktkette Auchan steht. Der Investmentarm des Unternehmens, Creadev, leitete im April eine Finanzierungsrunde für das Unternehmen Selency, welches gebrauchte Möbel online verkauft und erwarb im vergangenen Jahr eine Beteiligung an einem Berliner Startup für nachhaltige Konsumgüter namens Share.

Gesunde Debatten darüber, was eine Anlage nachhaltig macht, sind “grossartig,” so Stadler, dennoch brauche die Branche aber eine weltweite Standardisierung an Methoden.

“Je mehr Marktteilnehmer es gibt, die sich nicht an dieselben Standards halten, desto häufiger gibt es natürlich solche, die Abkürzungen nehmen und das ist, was wir heute sehen”, sagte er. “Es sind diese Abkürzungen, die den Ruf des Marktes in Misskredit bringen.”

(Bloomberg)