"Der GPIF muss zu seinen Wurzeln zurückkehren und darüber nachdenken, wie man analysieren kann, ob ESG wirklich profitabel ist, und wie man ESG bewerten und standardisieren kann", sagte Eiji Hirano, der die Leitung des Gremiums in diesem Jahr abgegeben hatte, im Bloomberg-Interview. "Derzeit sieht es ein bisschen nach einer ESG-Blase aus, und wir sollten sowohl das Gute als auch das Schlechte berücksichtigen."

Unter der Führung des früheren Investmentvorstands Hiromichi Mizuno und Ex-Präsident Norihiro Takahashi war GPIF ein Pionier der ESG-Investments, der versucht habe, "die Welt zu ändern", so Hirano. "Es ist jetzt Teil des Corporate-Governance-Kodex, und die Regierung hat inzwischen begonnen, Vorreiter bei der Bewältigung von Themen wie dem Klimawandel zu sein. Der Trend hat sich etabliert, auch wenn der GPIF nicht derjenige ist, der die Führung übernimmt."

Aktienbereich im Fokus

Bei der nächsten Überprüfung des Fondsportfolios 2025 dürfte laut Hirano der Aktienbereich im Fokus stehen. "Das Gewicht japanischer Aktien unter den globalen Märkten beträgt etwa 6 bis 7 Prozent. Aus der Sicht eines Profis ist die aktuelle Gewichtung von 25 Prozent für japanische Aktien zu hoch", sagte er. "Es ist nicht ungewöhnlich, einen ‘Home Bias’ zu haben, aber im nächsten mittelfristigen Plan, der im April 2025 in Kraft treten wird, wird dies wahrscheinlich einer der Diskussionsbereiche sein."

Die Hauptaufgabe bestehe darin, das öffentliche Verständnis für die Rendite des Fonds zu erhöhen, so Hirano. Während die vorgeschriebene Investitionsrendite des GPIF etwa 1,7 Prozent über den nominalen Lohnsteigerungen liege, strebe der Fonds insgesamt etwa 3 Prozent an.

"Da die Zinssätze in Japan nahe Null liegen und auch weltweit gesunken sind, ist es völlig unmöglich, auf dem Anleihenmarkt 3 Prozent zu erzielen", so Hirano. "Dennoch gibt es eine grosse Anzahl von Japanern, die denken, dass es gefährlich ist, in Aktien zu investieren. Es ist wirklich schwer, diese Kluft zu überbrücken."

Investition in chinesische Staatsanleihen?

Da der FTSE Russell ab Oktober chinesische Anleihen in seinen Benchmark-Index für globale Anleihen aufnehmen wird, steht der GPIF vor einem Dilemma, ob er sein Geld in chinesische Staatsanleihen investieren soll.

"Die Frage könnte politische Implikationen haben", sagt Hirano. "Der GPIF soll keine politischen Agenden berücksichtigen, denken Sie nur an die risikogewichtete Rendite, doch die Politik kann den Markt beeinflussen. Der GPIF steht vor einer schwierigen Entscheidung."

Der jüngste mittelfristige Plan des GPIF sieht eine Obergrenze von 5 Prozent in alternativen Anlagen wie Private Equity, Immobilien und Infrastruktur vor. Das Anlagesegment müsse sich aber erst noch bewähren, so Hirano.

"Das grösste Problem ist die Performance. Als langfristiger Investor kann der GPIF das hohe Liquiditätsrisiko alternativer Anlagen im Gegenzug für gute Renditen auf sich nehmen. In einem Dachfondsformat gibt es jedoch viele Intermediäre und hohe Gebühren", sagt Hirano. "Wir müssen ständig prüfen, ob die Nettorendite, abzüglich des Risikos und der Gebühren, genauso gut ist wie die von traditionellen Anlagen."

(Bloomberg)