Noch bis vor wenigen Wochen machten Anleger einen grossen Bogen um die Aktie der Credit Suisse (CS). Schmerzhafte Bilanzbereinigungen sowie die drohende Milliardenzahlung im Zusammenhang mit der Verbriefung fragwürdiger Hypothekarkredite in den USA liessen Sorgen rund um die Eigenkapitalsituation aufkommen.

Mittlerweile ist die Einigung mit dem US-Justizministerium in trockenen Tüchern, die Bereinigung der Bilanz weit fortgeschritten. Gerade aus dem angelsächsischen Raum treffen deshalb vermehrt wieder Kaufempfehlungen für die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken ein.

Nachdem am Dienstag bereits der für Merrill Lynch tätige Bankenanalyst die CS-Aktie mit einem Kursziel von 17,50 Franken als Schlüsselkaufempfehlung bezeichnete, legt heute Mittwoch sein Berufskollege von Barclays nach. In einer Studie über die europäischen Investmentbanken stuft er die Aktie mit einem neu 18 (12) Franken lautenden Kursziel von "Equal Weight" auf "Overweight" herauf.

Ambitionierte Mittelfristziele sorgen für Fantasie

Der Experte räumt zwar ein, dass sich die Kursnotierungen zuletzt bereits erholt haben. Und tatsächlich hat sich die Aktie um mehr als 50 Prozent von den langjährigen Tiefstständen vom vergangenen Sommer nach oben gelöst. Im Jahresvergleich errechnet sich jedoch noch immer ein sattes Minus von 27 Prozent. Darüber hinaus verweist man in der Barclays-Studie auf den noch immer vorhandenen Bewertungsabschlag gegenüber dem historischen Durchschnitt, sowohl beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (9 gegenüber 10,5) als auch in Relation mit dem bereinigten Buchwert (0,8 gegenüber 1,1).

Für die Studienautoren geht bei der CS von den ambitionierten Mittelfristzielen Fantasie für die Anleger aus. Ihres Erachtens liegen die Gewinnerwartungen für die kommenden Jahre noch immer weit hinter den bis Ende 2018 definierten Rentabilitätszielen zurück.

Ein Gewinner steigender Zinsen und eines höheren Dollars

Auch die im Vergleich mit anderen Banken eher dünne Eigenkapitaldecke schreckt die Analysten nicht von einer Kaufempfehlung ab. Mit dem Vergleich im US-Hypothekenstreit falle diesbezüglich ein entscheidender Unsicherheitsfaktor weg, so schreiben sie diesbezüglich. Ausserdem erhoffen sie sich von der geplanten Publikumsöffnung der Universalbank Schweiz eine Verbesserung der Kernkapitalquote und des Verschuldungsgrads.

Der dividendenbereinigte SMI (grün) lässt die CS-Aktie (rot) weit hinter sich zurück; Quelle: www.cash.ch

Der für Merrill Lynch tätige Berufskollege schlägt indes in eine andere Kerbe. Er begründet seine aggressive Kaufempfehlung damit, dass die CS überdurchschnittlich stark von steigenden Zinsen und vom höheren Dollar profitieren sollte. Seinen Berechnungen zufolge steigert ein gegenüber dem Franken um 10 Prozent höherer Dollar den Jahresgewinn ab 2018 um 11 Prozent. Eine parallele Verschiebung der Zinskurve um 100 Basispunkte mache sich sogar in einem um 13 Prozent höheren Jahresgewinn bemerkbar, so ergänzt der Analyst.

Es kommt Bewegung in die Einschätzungen für die Aktie

Nicht zuletzt auch dank der tiefen Vergleichsbasis aus dem letzten Jahr erwartet der Experte anlässlich der Jahresergebnispräsentation von Mitte Februar ermutigende Aussagen zum ersten Quartal. Bei Investmentbanken wie der CS gilt dieses als das wichtigste des ganzen Jahres. Schätzungsweise knapp 40 Prozent des Jahresgewinns werden in diesem Geschäftszweig in den Monaten Januar bis März erzielt.

Nach der Heraufstufung durch Barclays empfehlen immerhin 10 von 23 Banken die CS-Aktie zum Kauf. Noch immer raten sechs Banken aber zum Verkauf der Aktie. Die verbleibenden sieben stufen letztere neutral ein, wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP verraten. Bis vor wenigen Wochen war das Verhältnis zwischen Kauf- und Verkaufsempfehlungen um einiges schlechter. Das wiederum zeigt, dass zusehends Bewegung in die Einschätzungen kommt.