Schweizer Unternehmen schätzen die Entwicklung von Franken, Euro und Dollar im Jahr 2025 teilweise anders ein als Experten. Während die Firmen den Euro in zwölf Monaten bei 92 Rappen sehen, erwarten ihn beispielsweise die Ökonomen der UBS nur unweit davon entfernt: bei 93 Rappen. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 93,96 Rappen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage der Schweizer Grossbank unter 400 Schweizer Unternehmen, die im Herbst durchgeführt und am Dienstag vorgestellt wurde.
In der Prognose eines festeren Frankens spiegeln sich mitunter geopolitische Risiken, welche die Firmen als besonders relevant erachten. Dass die Unternehmen ferner zu anderen Schlüssen gelangt sind und einen stärkeren Franken sehen als die Ökonomen, muss nicht gegen sie sprechen. Denn in den vergangenen Jahren haben die Firmen die Aufwertung des Franken nicht selten unterschätzt.
Beispielsweise gingen sie 2022 von 1,05 bis 1,10 Franken je Euro aus. Der tatsächliche Wechselkurs lag dann aber unter der Parität. Ein ähnliches Bild zeigte sich 2023 für das Dollar-Franken-Paar. Die befragten Firmen sahen den Greenback zwischen 95 Rappen und einem Franken. Tatsächlich lag er aber knapp unter 85 Rappen.
Hinweise auf stärkeren Dollar
Für das kommende Jahr gibt es allerdings Hinweise auf einen stärkeren - nicht einen schwächeren - Dollar. So förderte eine Bloomberg-Auswertung eine bullische Haltung von Investoren und Analysten zum Greenback zutage.
Dieser werde voraussichtlich weiter steigen, entweder aufgrund von Zuflüssen in sichere Häfen, wovon auch der Franken profitieren dürfte - oder aber wegen anhaltend hoher relativer Zinssätze. Letzteres erscheint als ein immer wahrscheinlicheres Szenario. Denn sollte die US-Inflation unter dem neuen amerikanischen Präsidenten, Donald Trump, wieder anziehen, könnte die Notenbank Fed die Zinsen weniger stark als gedacht senken - wovon der Dollar profitieren würde.
Die Studie der UBS zeigt indes, dass die an der Umfrage beteiligten Unternehmen mit deutlich stärkeren US-Leitzinssenkungen rechnen als die Ökonomen. Die Firmen glauben, dass die Fed den geldpolitischen Schlüsselsatz bis Ende 2025 um 150 Basispunkte auf 2,75 bis 3,00 Prozent zurückfahren wird. Dem gegenüber sehen die UBS-Experten eine Reduktion um 50 Basispunkte auf 3,75 bis 4,00 Prozent. Wie die CME FedWatch aufzeigt, schliessen Händler US-Leitzinsen unter 3,00 Prozent praktisch aus.
Zugleich glauben die Unternehmen, dass die SNB keine Zinssenkungen mehr vornimmt, derweil die UBS mit einer weiteren Senkung auf 0,25 Prozent per Ende 2025 rechnet.
Alles in allem erwarten die Firmen eine geringere Zinsdifferenz zwischen dem Dollar- und dem Franken-Raum als die UBS - was wiederum mit dem Ausblick der Unternehmen auf einen stärkeren Franken übereinstimmt.
Die Hälfte der Firmen sichert Währungsrisiken nicht ab
Aussenhandelsorientierte Firmen sehen sich naturgemäss Währungsrisiken ausgesetzt. Für das angebrochene Jahr erwarten 61 Prozent der Unternehmen gleich hohe Fremdwährungsrisiken wie 2024. 10 Prozent glauben an tiefere, 29 Prozent an höhere Risiken. Beinahe neun von zehn Firmen planen keine Anpassung ihrer schon bestehenden Absicherung.
Wechselkursrisiken erschweren die Finanzplanung und können das Betriebsergebnis belasten. Deswegen sichern sich manche Unternehmen ab - doch längst nicht alle. Laut der UBS-Umfrage sichern 46 Prozent der 400 befragten Unternehmen Fremdwährungsrisiken ab - 54 Prozent sind nicht abgesichert.
3 Kommentare
Schauen wir mal. Die Nationalökonomen haben eigentlich fast alle den Dollar per Ende 2024 unter 0.85 gesehen. So auch Thomas Flury von der UBS. Dies war getrieben von der Einschätzung, dass die FED mit ihrer Zinspolitik weiterfahren kann und eine sanfte Landung möglich wird. Die Wahl von Trump mit seinem wirtschaftsschädlichen Plänen (viele verwechseln Trumps reichenfreundliche Klientel-Politik mit wirtschaftsfreundlich, dabei fördert er nicht den Wohlstand aller sondern durch Umverteilung nur jenen der Reichen) hat hier sicher einen Teil der Neueinschätzung zu verantworten. Allerdings ist auch die Inflation in den letzten Phase nicht so zurückgegangen, wie erwartet, sondern hat begonnen sich zu persistieren. Auch das ist ein Grund zur Korrektur der Prognose.
Ich bin dennoch erstaunt, wo der Dollar aktuell steht, denn aus einer Gesamtssicht, insb. auch mit Blick auf das Haushaltsdefizit und die trumpschen Pläne, rechtfertigt sich ein starker Dollar nicht. Meiner Einschätzung nach ist der hohe Dollar-Kurs gegenüber dem CHF derzeit in erster Linie Ausdruck der aktuell noch hohen Renditeerwartung der Big Techs am amerikanischen Markt. Was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass, sobald die Realität den Markt einholt und die sehr hohen P/E der Big Techs nicht mehr zu halten sind, ein sehr schneller Abfluss aus diesen Titel und zum Teil auch aus dem USD erfolgt. Einen Teil dieser Gelder werden wir dann nachfragewirksam im Schweizer Währungsraum und an der Schweizer Börse sehen.
Trump's instabiler Politikstil könnte zu grösseren Schwankungen im Wechselkurs führen, was für Schweizer Exportunternehmen durchaus auch als Chance genutzt werden könnte, im richtigen Augenblick Währungsabsicherungen zu kaufen.
Einen Teil dieser Gelder werden wir vielleicht im Schweizer Währungsraum sehen aber an der Schweizer Börse? Die Kurse der Schweizer Unternehmen schaffen es nicht die Aufwertung des Franken zu kompensieren und bewegen sich seit Jahren seitwärts: die grassierende Inflation sorgt international für steigende Kurse, in der Schweiz wird das durch den steigenden Franken abgefangen.
Währungskurse vorherzusagen ist äusserst schwierig, aber zumindest gibt es nicht viele Möglichkeiten (höher, tiefer, gleich).
Im Januar 2015 stand der SPI bei rund 8000 Punkten, heute stehen wir bei rund 15700. Das ist fast eine Verdoppelung in 10 Jahren. Eine Verdoppelung in 10 Jahren entspricht einer nominalen jährlichen Durschschnittsrendite von rund 7%. Das wiederum entspricht der langfristigen Aktienperformance an den internationalen Märkten. Das kann man nicht als Seitwärtsbewegung bezeichnen.
In der gleichen Zeit ist der CHF zum USD um 0.90 sogar stabil geblieben. Und die Schweiz hatte eine deutlich tiefere Inflation über diesen Zeitraum, ist als real stärker geworden.
Vergleicht man den SPI inflationskorrigiert mit einem breiten US-amerikanischen Index, ist die Risiko-Rendite-Performance des SPI durchaus kompetitiv.