Seit dem Ende des US-Haushaltsstreit von letzter Woche ziehen die amerikanischen Aktienmärkte wieder unbeirrt nordwärts. Der S&P 500 erklimmt täglich neue Rekordstände, und der Dow Jones notiert nur noch knapp unter dem historischen Hoch. Am Montagabend fehlten dem US-Leitindex gerade mal noch knapp ein Prozent zu einem neuen Allzeithoch.

Die Aktienkurse dürften auch in den kommenden Wochen weiter steigen. Das erwartet zumindest Christian Preussner, der US-Aktien-Spezialist von JP Morgan. "Ich rechne damit, dass sich die positive Marktentwicklung bis zum Jahresende fortsetzen wird", sagt er im cash-Video-Interview. Auch für das kommende Jahr erwartet Preussner positive Renditen am US-Aktienmarkt, auch wenn diese nicht mehr so deutlich ausfallen werden wie 2013. "Der Markt ist inzwischen fairer gepriced. Allerdings lässt das Gewinnwachstum durchaus einen Anstieg im höheren einstelligen Bereich zu", sagt Preussner.

Den Einfluss des "Government Shutdowns" im Oktober, der über zwei Wochen lang die Nation im Bann gehalten hatte, schaut er als gering an. Das sei nun Geschichte, der Markt konzentriere sich nun wieder primär auf die Unternehmensergebnisse. Und diese sind ennet dem Atlantik bislang überdurchschnittlich gut ausgefallen. Von den Unternehmen, die bereits die Drittquartalszahlen rapportiert haben, überraschten 60 Prozent mit einem höher als erwartet ausgefallenen Gewinn.

USA vor einem guten Weihnachtsgeschäft

Zwar befürchten erste US-Konzerne bereits heute ein schwächeres Weihnachtsgeschäft – als Spätfolge des Haushaltsstreits. Ebay gab vor wenigen Tagen bekannt, dass der politische Hickhack um die Finanzen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Verbrauchervertrauen beeinträchtigt habe. Das sind Ansichten, die Preussner nicht teilt. "Das Weihnachtsgeschäft dürfte gut ausfallen", sagt Preussner im Gespräch mit cash. Die Aussichten seien zwar nicht super bullish, aber das Sentiment der Leute werde allmählich besser. Auch der Arbeitsmarkt zeige aufstrebende Tendenzen, und das sorge für ein positives Momentum.

Den amerikanischen Markt sieht Preussner noch immer als leicht unterbewertet an. Das so genannte Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt derzeit 14,1 – und somit noch immer tiefer als der historische Durchschnitt von 15. Dennoch empfiehlt er Anlegern, nicht mehr rein indexbasierte Produkte wie ETFzu kaufen, sondern in einzelne Sektoren oder Aktien einzusteigen, die noch nicht teuer bewertet sind.

Auf zyklische Titel setzen

Die besten Möglichkeiten sieht er bei zyklischen Titeln wie beispielsweise Konsumgüter oder auch Finanzwerten. In diesen Bereich fallen Aktien wie Procter & Gamble oder Bank of America und Morgan Stanley. Die Investmentbank hatte erst gerade vergangene Woche mit den Quartalszahlen überrascht. Seither haben die Aktien deutlich angezogen. 

Aber auch im Tech-Sektor sieht Preussner noch attraktive Investmentmöglichekiten. "Wir setzen aber eher auf Aktien im Bereich Software oder Halbleiter", so der US-Aktien-Spezialist. Dazu gehören beispielsweise Titel wie Oracle und Microsoft, aber auch Google. Der Titel des Internetsuchdienstes hatte in der letzten Handelswoche 13 Prozent angezogen und erstmals über die 1000-Dollar-Marke geklettert. 

Die Risiken, die ein solch positives Szenario gefährden könnten, sieht Preussner vor allem an zwei Orten: Ein hinter den Erwartungen zurückbleibender globaler Wirtschaftsaufschwung sowie ein europäischer Markt, der nicht schnell genug in Schwung kommt. Denn nur bei einer sich verbessernden Lage in Europa gelänge den US-Unternehmen, das angestrebte Umsatzwachstum auch tatsächlich zu erreichen. 


Im cash-Video-Interview äussert sich Preussner zu den amerikanischen Dividendentiteln und sagt, weshalb er nicht mehr in solche Aktien investieren würde. 

 




Das Interview entstand am Rande eines europäischen Media-Roundtables, zu welchem JP Morgan geladen hatte.