Der Ölpreis hält die Anleger auch weiterhin in Atem: Nach einer vorübergehenden Erholung bis auf 65 Dollar kostete das Fass der Sorte Brent Crude zuletzt wieder weniger als 50 Dollar. Am Freitag ging der Ölpreis sogar bei 47,49 Dollar und damit nur um Haaresbreite über seinem Jahrestiefst von Mitte Januar aus dem Handel. Alleine seit Anfang August beläuft sich das Minus auf knapp 12 Prozent.

In einer Strategiestudie schliessen die für die Citigroup tätigen Autoren einen weiteren Ölpreiszerfall nicht aus. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent sehen sie das "schwarze Gold" in der zweiten Jahreshälfte in die Region von 35 bis 40 Dollar je Fass fallen. Vom Schlussstand vom Freitag aus betrachtet entspräche das noch einmal einem Rückschlag um gut 25 Prozent.

Selten spielten so viele Faktoren mit hinein

Als Basisszenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent geht die amerikanische Grossbank allerdings von einer von starken Ausschlägen begleiteten Bodenbildung knapp unterhalb von 50 Dollar aus. Als Szenario mit der geringsten Eintrittswahrscheinlichkeit von gerademal 15 Prozent bezeichnen die Rohstoffstrategen eine Erholung des Ölpreises in die Region von 70 Dollar.

Den Studienverfassern zufolge haben selten zuvor so viele Faktoren mit hineingespielt wie aktuell. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen sei die Ölnachfrage aus China und anderen aufstrebenden Regionen weiterhin eher schwach, so die Experten.

Auch die noch immer hohen spekulativen Engagements von Finanzinvestoren und die hohen strategischen Reserven der amerikanischen Regierung sprechen den Rohstoffstrategen zufolge gegen einen höheren Rohölpreis. Wie der Strategiestudie ausserdem zu entnehmen ist, hat die Ölproduktion zuletzt wieder angezogen. Nicht erwähnt wird hingegen, dass auch der Iran nach der sich abzeichnenden Versöhnung mit dem Westen in Zukunft wieder Erdöl exportieren dürfte. Dass die geopolitischen Unsicherheiten zu grösseren Produktionsausfällen führen könnten, hält man bei der Citigroup hingegen für unwahrscheinlich.

Auch wenn es die amerikanische Grossbank nicht explizit schreibt, so lässt sie die Leser der Strategiestudie zwischen den Zeilen spüren, dass das Ungleichgewicht zwischen der weltweiten Nachfrage und dem Angebot bis ins kommende Jahr hinein noch grösser werden könnte. Das wiederum spräche beim Rohöl für eine ungebremste Fortsetzung der jüngsten Talfahrt.