«Präsident Trump wird Briefe an einige unserer Handelspartner schicken, in denen er ihnen mitteilt, dass sie am 1. August wieder zu den Zöllen vom 2. April zurückkehren werden, wenn sie sich nicht beeilen» sagte Bessent am Sonntag dem Sender CNN. «Ich denke also, dass wir sehr schnell eine Menge Abschlüsse sehen werden.»
Bessent liess offen, welche Handelspartner gemeint sein könnten und wann solche Briefe verschickt werden sollen. Er erklärte aber, die Trump-Regierung konzentriere sich auf 18 wichtige Handelspartner, die für 95 Prozent des Handelsdefizits der USA verantwortlich seien. Unter den Ländern habe es «viele Verzögerungen» bei der Einigung auf ein Handelsabkommen gegeben. Er lehnte es ab, Länder zu nennen, die kurz vor einem Abkommen stehen - «weil ich sie nicht vom Haken lassen will».
Zuletzt war eine Delegation der Europäischen Union in Washington, um zu dem Thema zu verhandeln. Trump hat eine Frist bis zum 9. Juli für eine Einigung gesetzt und will andernfalls die Anfang April genannten hohen Einfuhrzölle in Kraft setzen. Allerdings hatte Trump auch gesagt, die Frist könne verkürzt oder verlängert werden: «Wir können machen, was wir wollen.» Bessent bestritt am Sonntag, dass der 1. August eine neue Frist sei. «Wir sagen, dass dies der Zeitpunkt ist, an dem es passiert. Wenn Sie die Dinge beschleunigen wollen, dann tun Sie das», erklärte der Minister. «Wenn Sie zum alten Satz zurückkehren wollen, ist das Ihre Entscheidung.»
Länder oder Staatengemeinschaften, mit denen keine Vereinbarungen getroffen werden, müssen den bisherigen Angaben zufolge mit einer Erhöhung der US-Grundzölle von zehn auf bis zu 50 Prozent rechnen. Für die EU liegt dieser Satz bei 20 Prozent. Trump hatte aber auch mit 50 Prozent auf alle EU-Einfuhren gedroht.
Die Europäische Kommission hatte Diplomaten zufolge vor wenigen Tagen ihren 27 Mitgliedstaaten mitgeteilt, dass in dem Streit noch alles möglich sei - von einem erfolgreichen Rahmenabkommen bis hin zu höheren US-Zöllen für weitere Sektoren. Die EU will Diplomaten zufolge in den Verhandlungen sofortige Zollerleichterungen in wichtigen Branchen durchsetzen. Niedrigere Zölle sollten etwa für alkoholische Getränke und Medizintechnik gelten. Die EU wolle zudem ein Abkommen über Verkehrsflugzeuge und -teile, Arzneimittel und Halbleiter. Darüber hinaus dringe die EU auf ein Zugeständnis bei den 25-prozentigen Zöllen auf Autos und Autoteile, erklärten Diplomaten. Auch sollten die US-Zölle auf Stahl und Aluminium, die Trump im Juni auf 50 Prozent erhöht hatte, sofort gedrückt werden.
Briefe auch an 100 kleinere Länder
Bundeskanzler Friedrich Merz hatte am Donnerstag gesagt, Ziel einer rechtzeitigen Einigung vor dem 9. Juli sollte eine Einigung sein, die «lieber schnell und einfach als langwierig und kompliziert» sei. Dabei gehe es vor allem um die deutschen Schlüsselindustrien Chemie und Pharmazie, Maschinenbau, Stahl, Aluminium und Autos. Die deutschen Firmen müssten von den derzeit viel zu hohen Zöllen entlastet werden.
Bessent sagte CNN zudem, die Trump-Regierung werde auch Briefe an 100 kleinere Länder verschicken, mit denen die USA nicht viel Handel trieben. Diese würden darin ebenfalls informiert, dass sie mit höheren Zöllen konfrontiert würden.
Der lokale indische Nachrichtensender CNBC-TV18 berichtete unter Berufung auf Insider, die USA und Indien würden wohl in den nächsten 24 bis 48 Stunden eine endgültige Entscheidung über ein Mini-Handelsabkommen treffen. Verhandlungen über ein grösseres Abkommen würden erst nach dem 9. Juli beginnen. Es werde erwartet, dass die durchschnittlichen Zölle im Rahmen des Mini-Handelsabkommens zehn Prozent betragen würden.
(Reuters)