Der Zugang zu Krediten, die für den Bau oder die Renovierung von Immobilien gebraucht werden, könnte künftig für die Unternehmen, die schon unter den steigenden Zinsen leiden, schwerer werden. Seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, der Schockwellen durch die Finanzbranche schickte, gab der S&P 500-Immobilienindex in den USA rund zwei Prozent nach, während der breit gefasste Index S&P 500 rund vier Prozent zulegte. "Es gibt nichts an der aktuellen Bankensituation, was das Leben für Immobilienunternehmen einfacher macht", beschreibt Peter Tuz vom Vermögensverwalter Chase Investment Counsel die Situation. Da die Banken in den vergangenen Wochen Einlagen verloren hätten, würden sie einfach vorsichtiger, wem sie künftig Geld leihen.

Nach einem Einbruch um 28 Prozent im vergangenen Jahr hat der US-Immobilienindex seit Jahresanfang unter dem Strich etwa ein Prozent zugelegt und hinkt damit weit hinter dem Plus von acht Prozent des gesamten S&P 500 her. Als einziger der elf Branchenindizes schneidet der Immobiliensektor damit sowohl im Jahr 2022 als auch bisher im Jahr 2023 schlechter ab als der Referenzindex. Seit seinem Allzeithoch 2021 hat der Index fast 30 Prozent an Wert verloren.

Die aktuelle Geschäftslage bietet keinen wirklichen Anlass zur Hoffnung: Laut Refinitiv IBES werden die Gewinne der S&P 500-Immobilienunternehmen in diesem Jahr voraussichtlich um 0,3 Prozent fallen, nachdem sie 2022 um fast elf Prozent gestiegen waren. "Wenn sie die Anleger beruhigen wollen, müssen die Immobilienkonzerne ihre Gewinnprognosen einhalten", sagt Wes Golladay, Analyst bei R.W. Baird.

Gewerbeimmobilien im Fokus

Im Blick haben Anleger vor allem die Nachfrage nach Büroflächen. Wegen der schleppenden Rückkehr der Beschäftigten in die Büros nach der Corona-Pandemie werden Gewerbeimmobilien von US-Banken mit wachsender Sorge betrachtet. Der S&P 1500 Office REITs Index ist seit Anfang März um 16 Prozent gesunken. Steigende Ausfallraten und der Aufwärtstrend der Leerstandsraten deuteten darauf hin, dass es noch mehr Abwärtsrisiken geben könnte, konstatiert Adam Turnquist von LPL Financial.

Ein weiterer Schlüsselfaktor ist die Entwicklung der Zinssätze. Immobilienaktien waren von den aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed im Jahr 2022 mit am stärksten betroffen, da stabile künftige Cashflows aus Gewerbeimmobilien bei steigenden Zinsen an Attraktivität verlieren.

Einige Anleger sehen nach dem vorangegangenen Ausverkauf aber auch günstige Zukaufschancen. Trotz der Bankenprobleme im vergangenen Monat hätten die meisten börsennotierten Immobilienunternehmen immer noch ausreichend Zugang zu Kapital, wenn sie es benötigen, sagt Greg Kuhl, Portfoliomanager für globale Immobilienaktien bei Janus Henderson.

Während die Leerstandsquoten bei Büroimmobilien im Vergleich zur Zeit vor der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 stiegen, sind sie laut der Investmentfirma Glenmede in Bereichen wie Einzelhandel und Industrieimmobilien in dieser Zeit gesunken. Einige Anleger hätten sich blind von Immobilien-Aktien getrennt, weil sie dachten, dass das, was in Büros passiert, ein Indikator für den gesamten Sektor ist, sagt Michael Reynolds, Investment-Stratege bei Glenmede. "Wir glauben, dass das nicht der Fall ist."

(Reuters)