Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im April um 4,9 Prozent nach 5,0 Prozent im März, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet, nachdem die Inflationsrate im März um einen vollen Prozentpunkt gesunken war. An den Terminmärkten wird die Chance nunmehr auf rund 90 Prozent taxiert, dass die US-Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell nach der rasanten Serie von Zinserhöhungen im Juni die Füsse stillhalten werden.

"Werden die Bankenturbulenzen und generell die Auswirkungen der Zinserhöhungen auf das Finanzsystem als potenziell wichtige Faktoren für die nächste Zinsentscheidung hinzugenommen, dann könnte sich heute andeuten, dass die Zinsanhebungsorgie eigentlich beendet sein sollte", so Analyst Bernd Krampen von der NordLB.

Die Kerninflation fiel von 5,6 auf 5,5 Prozent. Bei dieser Rate werden schwankungsfreudige Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Nach Meinung von Ökonomen gibt die Kerninflation den allgemeinen Preistrend besser wieder als die Gesamtrate.

Einige Ökonomen wollten nach den Zahlen daher keine Entwarnung für die Federal Reserve geben. "Zwar hat die Inflation ihren Höhepunkt überschritten, doch geht der Rückgang sehr langsam vonstatten", heisst es in einem Kommentar von Analysten der Commerzbank. Das unterliegende Inflationsproblem sei nicht gelöst

Die Federal Reserve hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent angehoben, um die hohe Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Sie ist vorigen Monat ihrem Ziel einer Inflationsrate von 2,0 Prozent einen kleinen Schritt näher gekommen, da nun zumindest keine Fünf mehr vor dem Komma steht.

Fed in Warteposition

"Das Inflationsbild wird freundlicher, auch wenn die Teuerungsraten grundsätzlich noch viel zu hoch sind", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Insbesondere die Kernrate komme nur sehr langsam vom Fleck. "Hier möchte die Fed gern mehr sehen. Da sich für die kommenden Monate deutlich tiefere Raten abzeichnen, wird die Fed wohl in Warteposition bleiben."

So rasch werde die US-Notenbank ihr Inflationsproblem allerdings nicht los, meinen die Commerzbank-Experten. Ein rascher Rückgang der Inflation in Richtung ihres Ziels zeichne sich noch nicht ab. Allerdings mache sich die Fed offenbar Sorgen, dass sie es mit Zinserhöhungen übertreiben könnte und dann eine harte Landung der Wirtschaft riskiere: "Die Fed wird daher erst einmal die Wirkung der bisherigen 500 Basispunkte an Zinserhöhungen abwarten wollen. Der Zinsgipfel ist wohl erreicht."

Die US-Währungshüter liessen nach ihrer jüngsten Zinserhöhung Bereitschaft zu einer Pause erkennen. Sie strichen eine Passage aus ihrem Text, wonach eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung angemessen sein könnte. Stattdessen wurde eine Formulierung als Orientierungslinie für die Finanzmärkte gewählt, die die Tür für eine Erhöhung zwar offen lässt, aber kein Signal mehr dafür gibt.

(Reuters/AWP)