Die Entscheidung am Mittwoch steht im Spannungsfeld zwischen dem politischen Druck von Präsident Donald Trump und der Sorge vor einer hartnäckigen Inflation. Eine Senkung des Leitzinses um einen viertel Prozentpunkt - wie im September und Oktober - auf die Spanne von dann 3,5 bis 3,75 Prozent gilt am Finanzmarkt aber als ausgemacht.

Die begleitende Erklärung dazu und die neuen Wirtschaftsprognosen werden zeigen, ob die Währungshüter die Tür für weitere Lockerungen offenlassen. Zudem dürfte der Beschluss Weichen für den künftigen Kurs unter einem neuen Notenbankchef und Nachfolger von Jerome Powell stellen.

Trump drängt auf niedrigere Zinsen, um insbesondere den Wohnungsmarkt anzukurbeln. Damit will er vor den wichtigen Zwischenwahlen im kommenden Jahr Bedenken über die allgemeine Bezahlbarkeit von Wohnraum begegnen. Die Amtszeit des scheidenden Fed-Chefs Jerome Powell endet im Mai. Trump hat angekündigt, Anfang 2026 einen Nachfolger zu nominieren. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Trumps Berater Kevin Hassett. Die aktuelle Sitzung könnte somit eine geldpolitische Ausgangslage schaffen, die der nächste Vorsitzende übernehmen wird.

Dem Wunsch des Präsidenten stehen jedoch die Konjunkturdaten entgegen. Ökonomen erwarten kommendes Jahr robustes Wachstum, gestützt von hohen Konsumausgaben. Die Inflation dürfte sich bei rund drei Prozent einpendeln und damit weiter über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed liegen.

«Unabhängig davon, wer die Fed leitet, wird die Geldpolitik in erster Linie von den wirtschaftlichen Bedingungen bestimmt», sagte James Engelhof, Chefökonom für die USA bei BNP Paribas. «Die Daten deuten auf einen geringen Bedarf für aggressive Zinssenkungen hin.»

Mit Zinssenkungen wachsen «Zweifel an Fed-Unabhängigkeit»

Die Entscheidung über den richtigen Kurs hat die Fed bereits gespalten. Es wird mit mehreren Gegenstimmen beim Votum der zwölf stimmberechtigten Fed-Mitglieder am Mittwoch gerechnet. «Ein Lager macht sich mehr Sorgen um den Arbeitsmarkt und möchte daher den Leitzins weiter senken», sagte Felix Schmidt von der Berenberg Bank. «Das andere Lager ist hingegen beunruhigt über die Inflationsentwicklung und plädiert daher für eine striktere Geldpolitik.» Diese seit Langem nicht gesehene Zweiteilung werde sich 2026 voraussichtlich sogar noch verstärken.

Erschwert wird die Lage durch eine 43-tägige Haushaltssperre der Regierung im Oktober und November. Die aktuellsten offiziellen Berichte zu Arbeitsmarkt und Inflation stammen daher aus dem September. Die Währungshüter müssen sich deshalb bei ihren neuen Prognosen auf Schätzungen privater Institute und eigene Umfragen stützen.

Chefökonom Dirk Schumacher von der Förderbank KfW rechnet mit einer Zinssenkung, sieht aber eine deutlich grössere Unsicherheit, was die nächsten Schritte der Fed betrifft. «Wir gehen davon aus, dass es zunächst zu einer Pause bei den Zinssenkungen kommen wird.» Zum einen dürfte sich die US-Wirtschaft kaum verlangsamen. «Zum anderen wird die Fed mehr Zeit benötigen, um einzuschätzen, ob es nicht doch noch zu einem verzögerten Zolleffekt bei der Inflation kommt.»

Experten warnen zudem, dass zu schnelle Zinsschritte nach hinten losgehen könnten. Sollte die Fed aggressiver lockern, als es die Märkte für gerechtfertigt halten, könnten die Anleger dies als inflationär bewerten, sagte Nathan Sheets, Chefvolkswirt der Citigroup. Dies würde die langfristigen Zinsen nach oben treiben, einschliesslich der Hypothekenzinsen. Damit würde genau der Sektor gedrosselt, den Trump eigentlich stärken wolle. «Das würde den Immobilienmarkt abwürgen», sagte Sheets.

Auch die Commerzbank äusserte sich skeptisch. «Die Fed wird die Geldpolitik wohl stärker lockern, als es die ökonomischen Daten rechtfertigen», warnte Bankanalyst Christoph Balz. Die Notenbank dürfte nach der Powell-Ära in jeder der vier Sitzungen ab Juni den Leitzins senken - dann auf 2,25 bis 2,5 Prozent. «Damit dürften im zweiten Halbjahr mit jedem Zinsschritt die Zweifel an der Unabhängigkeit der Fed wachsen», sagte Commerzbanker Balz.

(Reuters)