Er wurde am Mittwoch erneut um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent heruntergesetzt. Die Federal Reserve hatte den geldpolitischen Schlüsselsatz im September erstmals im laufenden Jahr reduziert und im Oktober nachgelegt. Begründet wurde dies mit Schwächesignalen vom Arbeitsmarkt. Die Notenbank signalisierte nun eine Pause ihres Lockerungskurses, da klarere Signale vom Arbeitsmarkt abgewartet werden müssten und die Inflation «etwas erhöht» bleibe.

Die Zinssenkung kam bei Anlegern gut an. Die wichtigsten Indizes an der Wall Street legten um bis zu 0,7 Prozent zu, nachdem sie zuvor zwischen minus 0,4 und plus 0,4 Prozent geschwankt hatten. Der Dollar-Index weitete seine leichten Verluste aus und lag zuletzt knapp ein halbes Prozent im Minus. Das Gold, das von niedrigen Zinsen profitiert, drehte indes leicht ins Plus.

Die Währungshüter trafen ihre Entscheidung unter erschwerten Bedingungen. Wegen der 43-tägigen Haushaltssperre der Regierung (Shutdown) im Oktober und November fehlen wichtige amtliche Daten zu Arbeitsmarkt und Inflation. Die Notenbanker mussten sich deshalb mehr als üblich auf Schätzungen privater Institute und eigene Umfragen stützen.

Die Entscheidung im Offenmarktausschuss der Fed fiel erneut nicht einstimmig. Der Präsident der regionalen Notenbank von Chicago, Austan Goolsbee, und sein Kollege aus Kansas City, Jeffrey Schmid, plädierten für einen unveränderten Leitzins. Fed-Gouverneur Stephen Miran sprach sich hingegen erneut für eine stärkere Senkung um einen halben Prozentpunkt aus.

Aus den neuen Konjunkturprognosen geht hervor, dass die Währungshüter nur noch eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte im kommenden Jahr erwarten. Dies entspricht der Prognose vom September. Die Inflation soll sich bis Ende des kommenden Jahres auf etwa 2,4 Prozent verlangsamen, während das Wirtschaftswachstum auf überdurchschnittliche 2,3 Prozent anziehen und die Arbeitslosenquote bei moderaten 4,4 Prozent verharren soll. «Bei der Erwägung des Ausmasses und des Zeitpunkts zusätzlicher Anpassungen des Zielbereichs für den Leitzins wird der Ausschuss die eingehenden Daten sorgfältig prüfen», teilte das Gremium mit.

«Die wiederholten abweichenden Voten in den zurückliegenden Monaten zeigen einen Dissens darüber, ob die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung oder die Aufwärtsrisiken für die Inflation höher zu gewichten sind», sagte LBBW-Volkswirt Elmar Völker. Bastian Hepperle, Ökonom der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, erwartet auch künftig Uneinigkeit unter den Notenbankern - aufgrund unsicherer Datenlage, erhöhter Inflationsraten oder Schwächesignalen vom Arbeitsmarkt. «Der Nebel über dem Leitzinspfad 2026 wird sich nicht so schnell lichten. In dieser Situation wird die Fed wohl eher vorsichtig als forsch vorangehen.»

US-Präsident Donald Trump hat Fed-Chef Jerome Powell in den vergangenen Monaten wiederholt unter Druck gesetzt mit Forderungen nach kräftigen Zinssenkungen - unter anderem, um den Wohnungsmarkt anzukurbeln. Damit will der Republikaner vor den wichtigen Zwischenwahlen im kommenden Jahr Bedenken über die allgemeine Bezahlbarkeit von Wohnraum begegnen.

Die Amtszeit des scheidenden Fed-Chefs Powell endet im Mai. Trump hat angekündigt, Anfang 2026 einen Nachfolger zu nominieren. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Trumps Berater Kevin Hassett.

Experten warnen, dass zu schnelle Zinsschritte nach hinten losgehen könnten. Sollte die Fed aggressiver lockern, als es die Märkte für gerechtfertigt halten, könnten die Anleger dies als inflationär bewerten, sagte Citigroup-Chefvolkswirt Nathan Sheets. Dies würde die langfristigen Zinsen nach oben treiben, einschliesslich der Hypothekenzinsen. Damit würde genau der Sektor gedrosselt, den Trump eigentlich stärken wolle. «Das würde den Immobilienmarkt abwürgen», sagte Sheets. 

(Reuters)