US-Notenbankerin Anna Paulson sieht auch nach der dritten Zinssenkung in Folge gute Chancen für eine sinkende Teuerungsrate. «Unterm Strich bin ich immer noch etwas besorgter über die Schwäche des Arbeitsmarktes als über die Aufwärtsrisiken für die Inflation«, sagte Paulson am Freitag laut Redetext bei einer Veranstaltung in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. Die aktuelle Geldpolitik sei restriktiv genug, um die Inflation wieder auf das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank zu drücken.

Sie sehe eine gute Chance, dass die Teuerung im Laufe des nächsten Jahres nachlassen werde, da die Auswirkungen der erhöhten Einfuhrzölle nachliessen, erklärte Paulson. Diese seien in diesem Jahr der Haupttreiber für den Preisanstieg gewesen. «Mit dem Leitzins bei aktuell 3,5 bis 3,75 Prozent sehe ich die Geldpolitik weiterhin als etwas restriktiv an», sagte sie. Dieses Zinsniveau sollte dazu beitragen, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu bringen.

Die US-Notenbank Federal Reserve hatte am Mittwoch ihren Leitzins erneut um einen viertel Prozentpunkt auf die Spanne von 3,5 bis 3,75 Prozent gesenkt. Die Entscheidung war jedoch umstritten. Der Präsident der Chicago Fed, Austan Goolsbee, stimmte gegen die Senkung. Er hätte es für besser gehalten, auf zusätzliche Daten zur Inflation und zum Arbeitsmarkt zu warten, sagte Goolsbee am Freitag. Er verwies auf die grosse Sorge von Unternehmen und Verbrauchern über steigende Preise. Goolsbee war einer von drei Abweichlern. Der Präsident der Kansas City Fed, Jeffrey Schmid, plädierte ebenfalls dafür, die Zinsen stabil zu halten. Fed-Gouverneur Stephen Miran sprach sich hingegen für eine deutlichere Senkung um einen halben Prozentpunkt aus. Miran gilt als Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, der die Fed wiederholt zu sehr grossen Zinssenkungen aufgefordert hat.

Der Arbeitsmarkt «biege sich, breche aber nicht», beschrieb Paulson die Lage. Mit der Senkung der Zinsen um insgesamt 75 Basispunkte in diesem Jahr habe man sich gegen eine weitere Verschlechterung am Arbeitsmarkt gewappnet. Paulson wird zu Beginn des nächsten Jahres stimmberechtigtes Mitglied im Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed. Bis zur nächsten Sitzung Ende Januar werde es viel mehr Informationen geben, die hoffentlich Klarheit über die Aussichten für Inflation und Beschäftigung schaffen würden, sagte sie. 

(Reuters)