Die US-Inflation bleibt in Zeiten des internationalen Zollkonflikts hoch. Die Verbraucherpreise verharrten im Juli zwar auf dem Vormonatswert von 2,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten sogar einen Anstieg auf 2,8 Prozent erwartet. Die Kerninflation allerdings - also die Teuerung ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel - kletterte im Juli von 2,9 Prozent auf 3,1 Prozent und damit überraschend deutlich. «Der allgemeine Preisdruck durch höhere Zölle ist bisher nicht sehr gross, er nimmt aber zu», sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Er erwartet im September eine Zinssenkung der US-Notenbank. Die Finanzmärkte taxieren die Wahrscheinlichkeit für eine Lockerung der Geldpolitik um 0,25 Prozent auf 88,8 Prozent.
«Verglichen mit dem preistreibenden Potenzial der US-Zollpolitik bleibt die Inflation auch im Juli verhalten», erklärte Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Preistreiber in der Kerninflation seien vor allem Dienstleistungen. «Das Warten auf den grossen Zollschub im Warensegment geht hingegen in die nächste Runde», betonte der Analyst. «US-Präsident Donald Trump dürfte sich in seinen Rufen nach sinkenden Fed-Leitzinsen bestärkt sehen.»
Trump will Zinssenkung - Fed beachtet Folgen vom Zollstreit
Trump setzt Fed-Chef Jerome Powell seit Monaten unter Druck, die Zinsen kräftig zu senken, und hat über dessen vorzeitige Ablösung spekuliert. Trotz der Rufe aus dem Weissen Haus nach einer Zinssenkung hielt die unabhängige US-Zentralbank Fed den Schlüsselsatz zuletzt unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Federal Reserve will mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Handelspolitik Trumps auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird.
Trump hatte im April hohe Sonderzölle für Importe aus Dutzenden Ländern verkündet, die er später teilweise wieder aussetzte. Ein Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen. Für Waren aus der EU gelten inzwischen 15 Prozent, für indische Produkte rund 50 Prozent. US-Notenbankchef Powell hat bereits gewarnt, Zollerhöhungen in diesem Jahr dürften die Preise in die Höhe treiben und die Wirtschaft belasten.
«Mit dem Inkrafttreten der reziproken Zölle Anfang August nimmt der Kostendruck nun noch mehr zu», sagte Analyst Hepperle. Unternehmen würden ihre Preisüberwälzungspolitik in den kommenden Monaten verstärken. Durch höhere Preise verlieren US-Konsumenten demnach zugleich an Kaufkraft. «Der Wachstumsmotor der US-Wirtschaft wird somit weiter an Kraft verlieren.» Die Schwächesignale vom Arbeitsmarkt dürften sich verstärken.
Die Verbraucherpreise zogen von Juni auf Juli um 0,2 Prozent an und damit so stark wie von Experten erwartet.
(Reuters)