Wenn sich die Aufregung hinsichtlich der Handelspolitik gelegt habe, sei wieder an Zinssenkungen zu denken, sagte der Chef des Notenbankbezirks Chicago, Austan Goolsbee, am Montag. Zunächst gelte es aber, eine «holprige Phase» hinter sich zu bringen. Der Leitzins könne binnen 15 Monaten wahrscheinlich «ein gutes Stück» niedriger ausfallen, wenn die Wirtschaft in diesem Zustand bleibe und die Zölle nicht so aggressiv ausfielen wie am 2. April angekündigt.
Bereits zuvor hatte Notenbankdirektor Christopher Waller die Hoffnung auf Zinssenkungen im Jahresverlauf wachgehalten. Geldpolitische Lockerungen seien weiterhin möglich: Sollten sich die Zölle am unteren Ende der möglichen Spanne einpendeln, die Notenbank weitere Fortschritte auf dem Weg zu ihrem Inflationsziel von zwei Prozent erzielen und auch der Arbeitsmarkt weiter rund laufen, würde er Zinssenkungen als «gute Nachricht» noch in diesem Jahr unterstützen, sagte Waller.
Der US-Währungshüter hatte bei früherer Gelegenheit gesagt, die Daten liessen derzeit darauf schliessen, dass die US-Wirtschaft recht gut laufe und der Zollkonflikt kaum Spuren hinterlasse. Er gehe weiter davon aus, dass es nur zu Einmaleffekten kommen werde.
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April Sonderzölle bekanntgegeben, die er jedoch für viele Staaten vorübergehend aussetzte. Der Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen. Trotz der Rufe aus dem Weissen Haus nach einer Zinssenkung hielt die unabhängige Zentralbank zuletzt erneut still und beliess den Leitzins im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Der nächste Zinsentscheid steht am 18. Juni an.
(Reuters)