Der Chef des Notenbankbezirks Minnesota forderte am Dienstag in einer Rede in Tokio, die Zinssätze so lange stabil zu halten, bis mehr Klarheit über die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik herrsche. «Es kann Monate oder Jahre dauern, bis die Verhandlungen vollständig abgeschlossen sind, und es könnte zu gegenseitigen Zollerhöhungen kommen, wenn die Handelspartner aufeinander reagieren», sagte Kashkari. Es werde auch einige Zeit dauern, bis sich die volle Wirkung der auf Zwischenprodukte erhobenen Zölle auf die Endpreise niederschlage, fügte er hinzu.
Da die Inflation in den USA seit vier Jahren deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed liege, müsse auch der Stabilisierung der Inflationserwartungen besondere Beachtung geschenkt werden. «Diese Argumente sprechen dafür, den derzeit wahrscheinlich nur moderat restriktiven Leitzins beizubehalten, bis mehr Klarheit über die Entwicklung der Zölle und ihre Auswirkungen auf Preise und Wirtschaftstätigkeit herrscht», resümierte Kashkari.
Fed geniesst «einzigartigen Status»
Die Fed hat ihren Leitzins seit Dezember unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Trump hat Notenbankchef Jerome Powell, den er während seiner ersten Präsidentschaft einst selbst ins Amt gehievt hatte, wiederholt scharf kritisiert und ihm vorgeworfen, mit Zinssenkungen zu zögerlich zu agieren. Er spielte öffentlich sogar mit dem Gedanken, Powell des Amtes zu entheben, verwarf diese Idee jedoch jüngst. Die Obersten Richter haben mittlerweile klargestellt, dass die Fed einen spezifischen, «einzigartigen» Status geniesst und als «quasi-privat» in der historischen Tradition der First und Second Bank steht - also den Vorläufern der heutigen Zentralbank.
Der «Federal Reserve Act» von 1913, der die dritte und bis heute bestehende Zentralbank des Landes schuf, sieht vor, dass Fed-Beamte nur aus wichtigem Grund und nicht aufgrund politischer oder konzeptioneller Meinungsverschiedenheiten entlassen werden dürfen. Die sieben Direktoren des Zentralbanksystems, einschliesslich des Fed-Chefs, werden vom Präsidenten ernannt und müssen vom Senat bestätigt werden. Die zwölf regionalen Federal Reserve Banks sind als Aktiengesellschaften strukturiert: Aktionäre sind die in den jeweiligen Bezirken tätigen privaten Banken.
(Reuters)