Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr deutlich stärker gewachsen als gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,8 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. In einer vorläufigen Schätzzahl war nur von 3,3 Prozent die Rede. Der Anstieg des BIP im zweiten Quartal war laut dem Ministerium vor allem auf einen Rückgang der Importe zurückzuführen sowie auf einen Anstieg der Verbraucherausgaben. Zugleich seien Investitionen und Exporte zurückgegangen.

Im ersten Quartal war die Wirtschaft um abwärts revidiert 0,6 Prozent geschrumpft. Dies war auf Vorzieheffekte zurückzuführen, da viele Importeure die Zeit vor dem von US-Präsident Donald Trump im April ausgelösten Zollstreit genutzt hatten, um verstärkt Waren in die Vereinigten Staaten einzuführen.

Im Frühjahr kam es zwar wieder zu Wachstum. Doch US-Notenbankchef Jerome Powell verwies jüngst darauf, dass das BIP im ersten Halbjahr nicht mehr so stark zugelegt habe wie im Vorjahr. Die Wachstumsabschwächung sei grösstenteils auf eine Verlangsamung der Konsumausgaben zurückzuführen. Auch der Arbeitsmarkt zeigte zuletzt Anzeichen der Schwäche, was die Notenbank mit dazu bewegte, erstmals in diesem Jahr die Zinszügel zu lockern.

Industrie ebenfalls mit Wachstum

Auch das Neugeschäft der US-Industrie hat im August überraschend kräftig angezogen. Die Aufträge für langlebige Güter - von Haushaltsgeräten bis hin zu Flugzeugen - stiegen um 2,9 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten hingegen mit einem Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet, nachdem es im Juli einen Einbruch um revidiert 2,7 Prozent gegeben hatte.

In den USA werden die Daten zum Wirtschaftswachstum annualisiert veröffentlicht. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.

(AWP)