Trotz der straffen Geldpolitik ist der Konjunkturmotor in den USA im Sommer noch stärker auf Touren gekommen als gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet um 5,2 Prozent, wie das US-Handelsministerium am Mittwoch in einer zweiten Schätzung mitteilte. In vorläufigen Zahlen war lediglich von 4,9 Prozent die Rede gewesen. Von Reuters befragte Experten hatten nunmehr mit einem Wert von 5,0 Prozent gerechnet, nach plus 2,1 Prozent im Frühjahr. Ökonomen erwarten allerdings, dass sich die Wirtschaft im vierten Quartal deutlich abkühlen wird.

Der US-Währungshüter Christopher Waller, der jüngst eine Debatte über eine Zinssenkung der Federal Reserve im kommenden Jahr losgetreten hat, veranschlagt ein Plus von «ein bis zwei Prozent» für das laufende Quartal. Der Wachstumssprung vom Sommer sei wohl eher ein Ausreisser gewesen.

Die Aufwärtskorrektur der Wachstumszahl spiegelte höhere Unternehmensinvestitionen sowie staatliche Ausgaben wider. Die Verbraucher steigerten ihre Ausgaben mit 3,6 Prozent hingegen nicht so stark, wie zunächst gemeldet. In der vorläufigen Schätzung war noch von 4,0 Prozent die Rede.

Für kommendes Jahr dürften sich die US-Konjunkturaussichten laut den Ökonomen der Deutschen Bank weiter eintrüben: Sie gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr 2024 in eine «milde Rezession» rutschen wird. Dabei dürften die Verbraucher, die mit ihrer Ausgabenfreude das Wachstum im Sommer noch befeuert hatten, ihr Geld eher zusammenhalten. Wenn auch die Inflation zurückgehe, werde die Notenbank in diesem Szenario «reichlich Spielraum» für Zinssenkungen haben, so die Top-Ökonomen der Deutschen Bank.

Die Fed hat die Zinsen bereits auf zwei Sitzungen in Folge nicht angetastet. Die Währungshüter hielten den geldpolitischen Schlüsselsatz Anfang des Monats in der Bandbreite von 5,25 bis 5,50 Prozent. Sie wollen nach einer aggressiven Erhöhungsserie nun vorsichtiger agieren. An den Finanzmärkten wird mit einer noch mehrere Monate andauernden Zinspause gerechnet, der ein erster geldpolitischer Schritt nach unten folgen könnte.

(Reuters)